Katholische Reformgruppen und Verbände: Synodale Prozesse weiterführen
Kurz vor der zweiten Sitzung des Synodalen Ausschusses haben katholische Verbände, Reforminitiativen und Betroffenengruppen sich am Dienstag für eine Weiterführung der synodalen Prozesse in Deutschland und umfassende Reformen in der Kirche ausgesprochen. Der Katholikentag in der vorvergangenen Woche in Erfurt habe gezeigt, dass Kirche auch heute relevant sein könne. Dazu sei es jedoch unabdingbar, dass die deutschen Bischöfe gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) "die selbstverursachten Hemmnisse beseitigen, die der jahrzehntelange Reformstau und die immer noch nicht in allen Diözesen aufgearbeitete Missbrauchskrise verursacht haben". Der Appell wurde von 14 katholischen Organisationen unterzeichnet, darunter die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), "Maria 2.0" und #OutInChurch.
Erfurt sei ein wichtiger Ort gewesen, um Verbundenheit zu spüren und auch zu erkennen, was den Menschen in Deutschland fehlen würde, wenn die katholische Kirche weiter an Glaubwürdigkeit verliere. "Deshalb braucht es jetzt alle Aufmerksamkeit und Anstrengung, um die von Papst Franziskus propagierte Synodalität wirklich zu verankern. Die problematischen kirchlichen Strukturen, die zu Missbrauch und Vertrauensverlust geführt haben, müssen dauerhaft korrigiert werden", so die Unterzeichner weiter. Reformen, wie sie unter anderem der Synodale Weg gefordert hatte, dürften nicht länger "durch immer neue Anweisungen aus Rom oder geforderte Kompromisse der Bischöfe verzögert oder verwässert werden".
Ohne Betroffenenperspektive läuft "Versuch einer Evangelisierung ins Leere"
Die Organisationen forderten weiter, pastorale und strukturelle Fragen im Ringen um die Zukunft der Kirche nicht weiter gegeneinander auszuspielen: "So wichtig die von Papst Franziskus vorgegebene Grundlinie der Evangelisierung ist: eine wirkliche Aufarbeitung sexualisierter und spiritueller Gewalt ist ein wesentliches Element einer Evangelisierung! Das Evangelium nimmt Partei für die Entrechteten, Geschundenen und Verwundeten. Ohne diese Perspektive läuft jeder Versuch einer Evangelisierung ins Leere." Die von Franziskus einberufene Weltsynode und die erste Generalversammlung im vergangenen Oktober in Rom hätten gezeigt, dass der Synodale Weg in Deutschland "kein Sonderweg war, sondern wichtige Vorarbeit für die Weltsynode geleistet hat". Denn die Verbrechen und Skandale, die zu diesem Synodalen Weg geführt hätten, würden in immer mehr Ortskirchen offenbar.
Notwendig sei die Bekämpfung der systemischen Ursachen von Missbrauch und Vertuschung, die die Kirche weltweit in eine Glaubwürdigkeitskrise geführt hätten. "Zudem geht es darum, die katholische Kirche in den jeweiligen Kulturen zukunftsfähig zu machen. Synodales Agieren ist kein Selbstzweck, sondern zielt auf eine neue, veränderte kirchliche Zukunft", erklärten die Organisationen. Eine Schlüsselfrage für die Zukunft werde zudem sein, welche Rolle künftig die Bischöfe und welche die Vertretungen des Kirchenvolkes in der Kirche spielen würden. "Echte Teilhabe bedeutet: nicht nur beraten, sondern auch mitentscheiden! Die Ermutigung von Papst Franziskus, prophetisch Kirche zu sein, sollte insbesondere hier aufgegriffen werden."
Kritik an Bischöfen von Eichstätt, Köln, Passau und Regensburg
Konkret forderten die Verbände, Reforminitiativen und Betroffenengruppen die deutschen Bischöfe dazu auf, schon jetzt die ihnen kirchenrechtlich offenstehenden Möglichkeiten ausschöpfen und etwa Gemeindeleitungen, die Tauferlaubnis und das Predigtamt an Laien zu übertragen – "insbesondere auf Frauen und andere nicht männliche Personen". Außerdem sprachen sie sich dafür aus, dispensierte und zumeist wegen des Zölibats aus dem Dienst geschiedene Priester wieder in der Pastoral einzusetzen. Weiter müsse schon heute darauf hingearbeitet werden, dass diese Punkte in der zweiten Generalversammlung der Weltsynode im Herbst im Vatikan vertieft, konkretisiert und förmlich beschlossen würden.
Mit Blick auf den Synodalen Ausschuss kritisierten die Organisationen, dass sich die Bischöfe von Eichstätt, Köln, Passau und Regensburg weiterhin nicht an dem Gremium beteiligen wollen: "Damit fügen Sie den Bistümern, für die sie Verantwortung tragen, sowie der gesamten katholischen Kirche in Deutschland einen großen Schaden zu." Die zweite Sitzung des Ausschusses, dem nominell 27 Ortsbischöfe, 27 Vertreter des ZdK und weitere 20 von der Vollversammlung des Synodalen Wegs gewählte Mitglieder angehören und der bis Frühjahr 2026 einen auf Dauer angelegten Synodalen Rat vorbereiten soll, findet an diesem Freitag und Samstag in Mainz statt. (stz)