Radikales Gedankengut bleibt auch für die Kirche eine Herausforderung
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Katholiken wählen weniger radikal – so konnte man eine Meldung aus der vergangenen Woche zusammenfassen. Laut einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen haben Katholikinnen und Katholiken bei der Europawahl deutlich anders abgestimmt als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung: 43 Prozent stimmten für die CDU/CSU, in der Gesamtbevölkerung waren es 13 Prozentpunkte weniger, nämlich 30 Prozent. Die Protestanten wiederum wählten mit 18 Prozent überdurchschnittlich stark die SPD (13,9 Prozent Gesamtbevölkerung). Die AfD erhielt bundesweit 15,9 Prozent, bei den Katholiken stimmten nur 12 Prozent für die AfD, bei den Protestanten 14.
Die deutliche Abgrenzung beider christlicher Kirchen von der AfD war richtig und sinnvoll und hat bei der Europawahl vielleicht auch in Form von ein paar Prozentpünktchen Früchte getragen.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Radikales Gedankengut wird auch dort verbreitet, wo Kirche draufsteht. Zwei freikirchliche Gemeinden in Baden-Württemberg werden weiterhin vom Verfassungsschutz beobachtet, vermeldete ebenfalls vergangene Woche das baden-württembergische Innenministerium. In den Predigten dieser Kirchen würden Politiker verächtlich gemacht, extremistische Verschwörungsideologien verbreitet, der Staat delegitimiert. Beide Gemeinden sind extreme Beispiele und der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden hat sich schon lange deutlich von ihnen distanziert.
Diese Beispiele zeigen aber: Gerade der Extremismus von rechts wird häufig religiös begründet. Er instrumentalisiert und verdreht die Botschaft der Bibel für seine Zwecke. Kirche und Gesellschaft müssen hier wachsam bleiben und laut sein und deutlich machen, was Christsein eigentlich bedeutet.
Die Autorin
Annette Zoch ist Politikredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt dort über Religion und Kirche.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.