Den eigenen Glauben anderen nicht aufdrängen

Papst verteidigt vor Muslimen Recht auf Religionsfreiheit

Veröffentlicht am 26.06.2024 um 19:44 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Juden, Christen und Muslime sollten eine enge Beziehung haben, betont Franziskus immer wieder: Schließlich verehren sie allen "den Einen Gott". Trotzdem dürften sie nicht versuchen, einander die Gläubigen auszuspannen.

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Papst Franziskus hat in einer Ansprache an Muslime die Gewissens- und Religionsfreiheit verteidigt. Jeder Mensch müsse seine religiösen Entscheidungen völlig frei treffen können, sagte er am Mittwoch im Vatikan vor einer Gruppe von Muslimen aus Bologna. Darüber hinaus müsse sich jeder Gläubige frei fühlen, die eigene Religion anderen Menschen vorzuschlagen, ohne sie ihnen aufzudrängen, unterstrich der Papst.

Ausdrücklich wandte er sich gegen jede Form von Proselytismus, also von Versuchen, Gläubige anderer Religionen abzuwerben, ob unter Druck und Drohungen oder mit finanziellen oder beruflichen Gefälligkeiten. Darüber hinaus dürften Ehen zwischen Menschen verschiedener Religionen keine Gelegenheit sein, den Ehepartner zum Übertritt zu seiner eigenen Religion zu bringen, betonte Franziskus.

Gerade in der heutigen Welt sei das Zeugnis der Brüderlichkeit von Christen, Juden und Muslimen, die alle "den Einen Gott verehren und Abraham, wenn auch auf unterschiedliche Weise, als Vater im Glauben bezeichnen", besonders wertvoll und unverzichtbar, sagte der Papst. "Insbesondere der aufrichtige und respektvolle Dialog zwischen Christen und Muslimen ist eine Pflicht für uns, die wir dem Willen Gottes gehorchen wollen."

Anerkennung der Würde und Rechte jedes Menschen

Es gelte, einander zu lieben, zu helfen und sich mit Demut und Geduld zu einigen, wenn Schwierigkeiten oder Missverständnisse auftreten, sagte Franziskus. "Dieser Dialog erfordert eine wirksame Anerkennung der Würde und Rechte jedes Menschen", unterstrich das Kirchenoberhaupt.

Seine Gäste aus Bologna ermutigte er, in ihrer Umgebung gute Beziehungen zur katholischen Kirche, zum Bischof, dem Klerus und den Gläubigen zu pflegen, "in gegenseitigem Respekt und Freundschaft". Gerade derzeit brauche es Gläubige, die sich für den Aufbau und die Wahrung des sozialen Friedens und des Weltfriedens einsetzen.

Bologna gilt als eine der Hochburgen des Islams in Italien. Bereits 2017 wurden dort und in der gesamten Region Emilia Romagna rund 120 muslimische Gebetsstätten gezählt. Seit 2018 gibt es in der traditionell mehrheitlich links wählenden Universitätsstadt Streit um den möglichen Bau einer großen Moschee, die viele kleine Hinterhofmoscheen ablösen würde. Unter anderem die Partei Lega Nord (heute: Lega) demonstrierte dagegen. Von Italiens Metropolen hat bislang nur die Hauptstadt Rom eine große Zentralmoschee, sie wurde bereits 1995 erbaut. (KNA)