Arbeitspapier zur Weltsynode: Forderung nach Transparenz in Kirche
Die zweite Runde der Weltsynode soll sich verstärkt damit auseinandersetzen, wie Entscheidungsprozesse in der Kirche auf allen Ebenen transparenter gemacht werden können. "Eine synodale Kirche braucht eine Kultur und Praxis der Transparenz und der Rechenschaftspflicht, die unerlässlich sind, um das gegenseitige Vertrauen zu fördern, das notwendig ist, um gemeinsam zu gehen und Mitverantwortung für die gemeinsame Mission zu übernehmen", heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Arbeitspapier ("Instrumentum laboris") zur finalen Sitzungsperiode der Versammlung, die im Oktober im Vatikan stattfinden wird. Die Forderung nach Transparenz sei besonders durch den Verlust an Glaubwürdigkeit aufgrund von Finanzskandalen und insbesondere des sexuellen Missbrauchs entstanden.
"Wenn die synodale Kirche einladend sein will, dann müssen Rechenschaftspflicht und Transparenz im Zentrum ihres Handelns stehen, und zwar auf allen Ebenen und nicht nur auf der Ebene der Autorität", heißt es weiter. Allerdings läge die größere Verantwortung bei den Priestern, Bischöfen sowie beim Papst. So soll das Prinzip der Transparenz und Rechenschaftspflicht künftig auch für die höchste Hierarchieebene gelten: Vorgeschlagen wird etwa, dass der Papst Gesetze künftig erst nach gemeinschaftlichen Beratungen verkünden solle. Die vatikanische Kurie solle vor den Bischöfen der Ortskirchen Rechenschaft ablegen.
Reflexion des bisherigen Prozesses
Das rund 50-seitige Dokument unter dem Titel "Wie wir eine synodale missionarische Kirche sein können" reflektiert zunächst den bisherigen Prozess der Weltsynode und geht auf die Grundlagen des Synodalitätsverständnisses ein. Danach beschäftigt es sich mit den Beziehungen zwischen den Gläubigen, den Wegen, das synodale Miteinander in der Kirche zu stärken, und schließlich der Rolle der Ortskirche. Dabei hält das Dokument fest, dass es nicht nur darum geht, kirchliche Strukturen und Verfahren zu verbessern, sondern das missionarische Engagement aller zu erneuern. "Wir können eine Vertiefung des gemeinsamen Verständnisses der Synodalität, eine bessere Ausrichtung auf die Praktiken einer synodalen Kirche und sogar den Vorschlag einiger Änderungen im Kirchenrecht erwarten (…), aber sicherlich nicht die Antwort auf alle Fragen", heißt es in dem Text.
Allerdings betont das Dokument die grundsätzliche Notwendigkeit, Synodalität in der Kirche durch konkrete Änderungen sichtbar zu machen. "Ohne konkrete Veränderungen wird die Vision einer synodalen Kirche nicht glaubwürdig sein, und dies wird jene Mitglieder des Gottesvolkes entfremden, die aus dem synodalen Weg Kraft und Hoffnung geschöpft haben." Dies gelte umso mehr für die effektive Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen, wie sie in vielen Beiträgen gefördert würde.
Mit Blick auf die Debatte um eine stärkere Rolle von Frauen betont das Arbeitspapier, dass im Laufe des synodalen Prozesses die Notwendigkeit deutlich geworden sei, dass man ihre Position in allen Bereichen des kirchlichen Lebens anerkennen und stärken müsse. In den Beiträgen aus aller Welt sei demnach eine breitere Beteiligung von Frauen bei allen Phasen von kirchlichen Entscheidungsprozessen sowie ein besserer Zugang zu verantwortlichen Positionen in Diözesen und kirchlichen Einrichtungen im Einklang mit den bestehenden Bestimmungen gefordert worden.
Das Instrumentum laboris beschäftigt sich im weiteren Verlauf auch mit der Frage nach kirchlichen Diensten und Ämtern für Laien. Erwähnt wird unter anderem, dass es in der Kirche bereits Regelungen gebe, wonach Laien in Ausnahmesituation die Taufspendung und die Trauassistenz übernehmen können. "Es ist sinnvoll, weiter darüber nachzudenken, wie diese Ämter in einer stabileren Form den Laien anvertraut werden können", heißt es dazu. Diese Überlegungen sollten von Überlegungen zur Förderung weiterer Formen des Laiendienstes auch außerhalb des liturgischen Bereichs begleitet werden.
Bei den Wegen der Kirche zu mehr synodalem Miteinander geht das Papier besonders auf die Ausgestaltung von Entscheidungsprozessen ein. Hier wird festgehalten, dass es vor allem an den Ortskirchen liege, alle Möglichkeiten, authentische synodale Entscheidungsprozesse mit Leben zu erfüllen, die den Besonderheiten der verschiedenen Kontexte entsprechen, verstärkt umzusetzen. "Dies ist eine Aufgabe von großer Bedeutung und Dringlichkeit, da die erfolgreiche Durchführung der Synode weitgehend davon abhängt." Künftig soll es somit keine einsamen Entscheidungen durch Pfarrer, Bischöfe und Papst mehr geben. Stattdessen müssten auf allen Ebenen synodale Beratungsstrukturen eingeführt werden. Die Mitwirkungsgremien sollen anders als bisher nicht mehr eine "bloß beratende Stimme" haben. Zwar müsse die Letztentscheidung durch den Bischof gewahrt bleiben, doch diese Kompetenz sei an Bedingungen gebunden.
Rolle der Bischofskonferenzen stärken
Mit Blick auf die Rolle der Ortskirchen spricht sich das Instrumentum laboris dafür aus, die Position der Bischofskonferenzen zu stärken, wie es schon auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil angedacht worden sei. "Auf der Grundlage dessen, was sich im Laufe des synodalen Prozesses ergeben hat, wird vorgeschlagen, die Bischofskonferenzen als kirchliche Subjekte anzuerkennen, die mit lehrmäßiger Autorität ausgestattet sind, die soziokulturelle Vielfalt im Rahmen einer vielgestaltigen Kirche annehmen und die Aufwertung liturgischer, disziplinärer, theologischer und spiritueller Ausdrucksformen fördern, die den verschiedenen soziokulturellen Kontexten entsprechen."
Als positiv bewertet das Arbeitspapier explizit die Pluralität der Ortskirchen. "Die Bedeutung des Ortes zu betonen, bedeutet nicht, dem Partikularismus oder Relativismus nachzugeben, sondern die Konkretheit zu stärken, in der in Raum und Zeit eine gemeinsame Erfahrung des Festhaltens an der Manifestation des rettenden Gottes Gestalt annimmt". Die Erfahrung des Pluralismus der Kulturen und die Fruchtbarkeit der Begegnung und des Dialogs zwischen ihnen sei eine Bedingung für das Leben der Kirche und keine Bedrohung für ihre Katholizität.
Der synodale Prozess der Weltkirche war 2021 von Papst Franziskus initiiert worden. Nach zwei Jahren mit lokalen und kontinentalen Beratungen gab es vergangenen Oktober die erste Versammlung der Weltsynode in Rom. Bei der zweiten Sitzung im kommenden Oktober sollen konkrete Vorschläge für den Papst erarbeitet werden, auf deren Grundlage er anschließend Beschlüsse fassen kann. Das macht er üblicherweise in einem sogenannten nachsynodalen Schreiben. Für Kritik hatte zuletzt Papst Franziskus‘ Entscheidung gesorgt, brisante Themen wie das Diakonat der Frau aus der Synode auszulagern und zehn Studiengruppen einzurichten, die sich mir diesen Themen befassen sollen. (mal)
Das Instrumentum laboris
Das Arbeitspapier zur zweiten Sitzungsperiode der Weltsynode ist in voller Länge im Pressesaal des Vatikan zu finden.