Fußball und Kirche sind politisch!
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In den vergangenen Wochen fieberten Fans im ganzen Land mit der deutschen Nationalelf. Was kaum bekannt ist: Die ersten Spiele deutscher Auswahlmannschaften wurden Ende des 19. Jahrhunderts organisiert von einem der Pioniere des deutschen Fußballs, Walther Bensemann, der mit seinem Engagement die Völkerverständigung fördern wollte. Viele freundschaftliche Begegnungen zwischen Fans während dieser EM, etwa zwischen Deutschen und Schotten, gaben Bensemann wieder einmal recht: Kennenlernen hilft – und der Fußball kann einen Beitrag dazu leisten.
Ein besonderes Statement für Zusammenhalt setzte der französische Kapitän Kylian Mbappé. Er sprach sich vor den Wahlen in Frankreich gegen den drohenden Rechtsruck aus und rief zur Wahl gemäßigter Parteien auf. Mbappé war im Anschluss mit negativen Reaktionen konfrontiert: Er solle sich in Zurückhaltung üben, sagte etwa Marine Le Pen.
Kirchliche Akteure, die sich in politischen Debatten zu Wort melden, bekommen häufig Ähnliches zu hören: Sie sollten sich um "den Glauben" kümmern statt um Politik – als ob das voneinander zu trennen wäre, wenn man die Botschaft Jesu ernstnimmt. Es ist gut, dass viele kirchliche Akteure bereit sind, ihre verbindende Botschaft in gesellschaftlichen Debatten hörbar zu machen.
Bensemann und Mbappé können Vorbilder dafür sein: Bensemann hörte trotz Anfeindungen von nationalistischer Seite nicht auf, Fußballer aus verschiedenen Ländern miteinander in Kontakt zu bringen. Und Mbappés Plädoyer für eine offene Gesellschaft blieb in Frankreich nicht ungehört.
Allen, die sich für den Zusammenhalt engagieren, ob als Fußballer, als Engagierte in Kirche oder anderen gesellschaftlichen Bereichen, sei an dieser Stelle einfach einmal gesagt: Danke! Und lasst euch bloß von niemandem einreden, Fußball oder Kirche seien "unpolitisch". Denn das ist auch eine politische Aussage – und zwar eine, die zum Schweigen bringen soll. Fußball und Kirche sind politisch! Und die Botschaft ist: Haltet zusammen. Es geht nur gemeinsam.
Der Autor
Simon Linder arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Tübingen. Er ist promovierter Katholischer Theologe und hat einen Studienabschluss in Allgemeiner Rhetorik. Aktuell forscht er zum Thema "Assistierter Suizid".
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.