Texanische Karmelitinnen suchen Seelsorge bei suspendierten Priestern
Die Karmelitinnen von Arlington lassen Priester einer unter Missbrauchsverdacht stehenden Gemeinschaft in ihrem Kloster die Messe feiern. Zwei suspendierte Priester der Diözese Scranton sollen im Karmel im texanischen Bistum Fort Worth seit Juni die Schwestern geistlich betreuen, teilte der Ortsbischof Michael Olson am Donnerstag mit. Die Nonnen weigern sich laut der Mitteilung außerdem weiterhin, die Autorität der vom Vatikan als Oberin eingesetzten Präsidentin der Karmelitinnen-Assoziation anzuerkennen, der das Kloster angehört. "Ich arbeite weiterhin mit Mutter Marie von der Inkarnation zusammen, um das sakramentale Leben im Karmel von Arlington wiederherzustellen. Solange die Schwestern jedoch ihre Ernennung zur rechtmäßigen Oberin nicht akzeptieren, kann ich keinem Priester der Diözese Fort Worth oder einer anderen Diözese oder eines Ordensinstituts die Erlaubnis oder Befugnis zur Feier der Sakramente erteilen", so Olson.
Bei den beiden Priestern, die im Kloster die Sakramente spenden, handelt es sich laut der Diözese um Christopher C. und Marshall R., die beide derzeit ihren priesterlichen Dienst nicht ausüben dürfen und der Gemeinschaft "Society of St. John" angehörten, einem wegen Missbrauchsvorwürfen mittlerweile aufgelösten traditionalistischen Ordensinstitut diözesanen Rechts in der Diözese Scranton (Pennsylvania). Laut der Diözese wird C. als "glaubhaft Beschuldigter" geführt. Seit 2003 ist er freigestellt, seit 2012 darf er den priesterlichen Dienst nicht ausüben. Bereits damals untersagte ihm auch der damalige Bischof von Fort Worth das Wirken in der texanischen Diözese. Auch R., einer der Gründer der Gemeinschaft, darf laut der Mitteilung Olsons seinen priesterlichen Dienst nicht mehr ausführen. Beide Priester sowie die "Society of St. John" werden im Abschlussbericht der Grand-Jury-Untersuchung von Missbrauch in sechs Diözesen des US-Bundesstaats Pennsylvania unter Leitung des Generalstaatsanwalts aufgeführt.
Verfahrene Situation
Die "Society of St. John" wurde 1998 durch den damaligen Diözesanbischof James Timlin auf die Bitte von ehemaligen Mitgliedern der schismatischen Piusbruderschaft errichtet, die aus dem Schisma zurück in die Gemeinschaft mit der Kirche zurückkehren wollten. Einer der Gründer ist R. Erstmals 2001 erfuhr Timlin von Missbrauchsvorwürfen gegen einen der Priester der Gemeinschaft, 2002 wurde C. erstmals beschuldigt, aber nicht verurteilt. 2004 löste Timlins Nachfolger als Bischof von Scranton, Joseph Martino, die Gemeinschaft auf. Die Gemeinschaft wurde 2014 in Paraguay wieder errichtet.
Der Streit um das Kloster und seine Oberin schwelt seit Monaten. Die Oberin soll einen Verstoß gegen ihr Keuschheitsgelübde eingestanden haben. Bei ihrem angeblichen Partner soll es sich um einen Priester der Diözese Raleigh handeln, der zeitweise den "Transalpinen Redemptoristen" angehört haben soll. Daraufhin ließ der Bischof den Karmel durchsuchen, um Beweismittel sicherzustellen. Der Streit wurde Mitte Mai vergangenen Jahres bekannt, nachdem sich die Schwestern an die Öffentlichkeit gewandt hatten, um über eine Klage gegen die Durchsuchung und Beschlagnahmung in ihrem Kloster zu informieren. Im Juli 2023 wies das angerufene staatliche Gericht die Klage zurück, die Polizei stellte Ermittlungen aufgrund einer Anzeige des Bistums wegen angeblichem Drogenmissbrauch im Kloster ein. Olson hielt die Vorwürfe gegen die Oberin trotz der Proteste der Nonnen weiterhin aufrecht. Eine erneute Klage der Nonnen vor einem staatlichen Gericht wurde von den Schwestern zurückgezogen.
Zunächst bestellte der Vatikan Olson zum Päpstlichen Beauftragten über das Kloster, später übertrug er die Leitung an die Präsidentin der Karmelitinnen-Assoziation "Christus König". Im Juni dieses Jahres entschied der Vatikan über die Beschwerden der Nonnen gegen Olsons Maßnahmen und wies alle ab, mit Ausnahme der Beschwerde über die Entlassung der Priorin aus dem Orden. Die Schwestern akzeptieren weiterhin nicht die Anweisungen des vatikanischen Ordensdikasteriums und weigern sich, die Leitung durch die Assoziations-Präsidentin anzuerkennen. (fxn)