Brief vom Glaubenspräfekt: Vatikan würdigt "Lourdes des Ostens"
Das vatikanische Glaubensdikasterium hat die Marienerscheinungen am südindischen Wallfahrtsort Velankanni gewürdigt. "Das Heiligtum ist ein Ort, an dem sich die Nähe Marias manifestiert, die jeden willkommen heißt und denen, die darüber nachdenken, die Liebe des Herrn zeigt", heißt es in einem Schreiben von Glaubenspräfekt Kardinal Víctor Manuel Fernández an den Bischof von Thanjavur, Sagayaraj Thamburaj, das am Dienstag veröffentlicht wurde. "Die Millionen von Pilgern, die aus Glauben hierherkommen, und die vielen spirituellen Früchte, die in diesem Heiligtum hervorgebracht werden, lassen uns das ständige Wirken des Heiligen Geistes an diesem Ort erkennen", so Fernández. Auch nichtchristliche Pilger hätten diese Erfahrung gemacht und auch einige von ihnen seien von ihren Krankheiten geheilt worden oder hätten Frieden und Hoffnung gefunden. "Dies sollte nicht als eine Form von Synkretismus oder Religionsvermischung betrachtet werden", mahnt der Glaubenspräfekt. Auch denjenigen, die die Sakramente der katholischen Kirche nicht empfangen könnten, bleibe der Trost der Mutter Jesu nicht verwehrt.
Der Wallfahrtsort Velankanni im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu wird auch als "Lourdes des Ostens" bezeichnet. Die Marienverehrung dort lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Erzählungen zufolge soll die Gottesmutter dort einem Jungen erschienen sein, der Milch eingekauft habe. Maria soll den Jungen um Milch für das Kind gebeten haben, das sie selbst auf dem Arm trug. Der Junge gab ihr von der Milch, später fehlte nichts im Krug. Dieser symbolhafte Bericht sei ein Ausdruck der Großzügigkeit derer, die auch in eigener Armut bereit seien, anderen etwas zu geben, schreibt Fernández in seinem auf den 1. August datieren Brief. "Möge dieser Aufruf, zu teilen, zu helfen und denen nahe zu sein, die uns brauchen, immer an diesem Ort erklingen."
Papst Franziskus bat mitzuteilen, "wie sehr er diesen Ort des Glaubens schätzt"
Durch die Begegnungen der Jungfrau Maria mit armen und kranken Menschen an diesem Ort zeige sich ihre Zärtlichkeit und Nähe. Aus diesem Grund habe Papst Johannes Paul II. den Wallfahrtsort 2002 für die Feier des Welttages der Kranken ausgewählt. "Dieselbe Jungfrau Maria, die sich in Lourdes offenbart hat, hat sich also auch in Indien als Mutter der Gesundheit offenbart", schreibt der Glaubenspräfekt. "Es geht nicht nur um die körperliche Gesundheit, sondern auch um eine, die die Seele berührt."
Gemeinsam mit Papst Franziskus wolle er an die "spirituelle Schönheit dieses Ortes des Glaubens" erinnern. Dem Kirchenoberhaupt liege die Volksfrömmigkeit der gläubigen Pilger sehr am Herzen, so Fernández. "Aus diesem Grund hat Papst Franziskus mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, wie sehr er diesen Ort des Glaubens schätzt." In Vorbereitung auf das neuntägige Wallfahrtsfest im September wolle der Papst allen Pilgern seinen väterlichen Segen erteilen. Eine Bewertung unter Anwendung der neuen Normen zur Beurteilung von übernatürlichen Phänomenen des Glaubensdikasteriums wird mit dem Brief nicht vorgenommen. Seit der Reform des Verfahrens Mitte Mai hat das Glaubensdikasterium immer wieder Briefe an Bischöfe veröffentlicht, in deren Diözese es mögliche übernatürliche Ereignisse gegeben haben soll. (cbr)