Erster Laien-Abt: Meine Wahl ist keine ideologische Richtungsweisung
Der erste Laienbenediktiner-Abt der Neuzeit, Isaac Murphy, sieht sich nicht als kirchenpolitischen Vorkämpfer. "In meiner Wahl steckt nach meiner Ansicht keine ideologische Richtungsweisung", sagte er dem Kölner "Domradio" am Dienstag. "Die Wahl fiel auf mich als Person, nicht auf einen Priester oder Nicht-Priester."
Papst Franziskus hatte die Wahl von Laien zu Äbten im Jahr 2022 ermöglicht. Murphy berichtet, dass seine Wahl einigen kirchenrechtlichen Klärungsbedarf verursacht habe. So sei etwa noch nicht klar, ob er eine Mitra tragen werde. "Da brauchen wir auch einfach Klarheit", sagte er. Ihm selbst sei das jedoch "relativ egal". Er trage bereits ein Brustkreuz und werde bei seiner Abtsbenediktion einen Stab und einen Abtsring bekommen.
Kein Wunsch nach Priestertum
Er habe nicht den Wunsch, Priester zu werden. "St. Anselm ist eine Abtei, wo Laien schon immer eine große Rolle in Leitungspositionen eingenommen hatten. Natürlich gab es bisher keine Laien-Äbte, aber der Universitätspräsident oder der Prior wurden schon öfters von nicht geweihten Brüdern besetzt." Der sakramentale Dienst habe für ihn nicht so eine große Rolle gespielt. "Zum monastischen Leben hat mich etwas anderes gezogen."
In der Gemeinschaft müsse nun noch entschieden werden, wie bei Messfeiern verfahren werden soll, die Murphy nicht zelebrieren kann. "Es bringt halt eine Reihe von Fragen und Herausforderungen mit sich, denen wir uns jetzt stellen müssen." Viele Dinge würden sich noch klären.
Murphy war am 30. Mai zum Abt der Benediktinerabtei St. Anselm in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire gewählt worden. Seine Wahl hatte der Vatikan genehmigen müssen. Das Kloster wurde 1889 gegründet, ihm gehören 29 Mönche an. Murphy ist der sechste Abt des Klosters. (cph)