Ex-Nuntius erhebt neue Vorwürfe gegen Papst Franziskus

Exkommunizierter Vigano fürchtet um Leben – ständiger Wohnsitzwechsel

Veröffentlicht am 20.08.2024 um 13:51 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Im Juli hat der Vatikan den früheren Papstbotschafter in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, exkommuniziert. Nun erhebt der Ex-Nuntius neue Vorwürfe gegen den Papst und gibt Einblicke in sein Denken.

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Der vom Vatikan exkommunizierte Erzbischof Carlo Maria Vigano (83) lebt nach eigenen Angaben aus Furcht um sein Leben an wechselnden Wohnorten. Bisher hieß es in Medienberichten, dass er in Viterbo nördlich von Rom lebe, wo er eine Ausbildungsstätte für konservative Theologen ins Leben gerufen hat.

In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung "Il Messagggero" sagte Vigano, er wolle nicht so enden wie der australische Kurienkardinal George Pell (1941-2023) oder wie der ehemalige Vatikanbotschafter in den USA, Pietro Sambi (1938-2011). Beide waren bei chirurgischen Eingriffen gestorben.

McCarrick nicht mehr gerichtsfähig

Sambi war Viganos Vorgänger als US-Nuntius. Beide waren an kirchenrechtlichen Ermittlungen gegen den früheren Erzbischof von Washington D.C., Kardinal Theodore McCarrick, beteiligt. Diesem wurden zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch vorgeworfen.

Der ehemalige Kardinal (94) wurde 2019 aus dem Klerikerstand entfernt und ist wegen fortgeschrittener Demenz nicht mehr gerichtsfähig. Er war in seiner aktiven Zeit einer der einflussreichsten Männer der katholischen Kirche in den USA und gehörte zu deren fortschrittlichem Flügel.

Theodore McCarrick
Bild: ©KNA/Paul Haring/CNS photo (Archivbild)

Kardinal Theodore McCarrick soll lange Zeit viel Einfluss im Vatikan gehabt haben.

Vigano hatte 2018 Papst Franziskus öffentlich vorgeworfen, er gehe nicht konsequent gegen McCarrick vor. In dem Interview deutete er nun zudem an, der Kardinal sei im Vatikan durch Spendengelder lange sehr einflussreich gewesen. Franziskus habe ihm seine Wahl zum Papst zu verdanken. Auch sei der Amerikaner beim Zustandekommen des Geheimabkommens zwischen Peking und dem Vatikan hilfreich gewesen.

Deshalb, so Vigano, habe Franziskus bis 2019 an McCarrick festgehalten. Danach habe er ihn ohne Prozess aus dem Priesterstand entfernt. So habe er versucht, den Ruf seines Pontifikats zu retten und zugleich einen Prozess mit peinlichen Zeugenaussagen vermieden.

Seit 2018 macht Vigano Papst Franziskus Vorwürfe

Vigano trat im Jahr 2016 aus Altersgründen von seinem Amt als Papstbotschafter zurück. Als Ruheständler veröffentlichte er ab 2018 seine Vorwürfe gegen Papst Franziskus wegen dessen Verhalten in der Causa McCarrick und forderte dessen Rücktritt. In den folgenden Jahren näherte sich Vigano verschwörungstheoretischen und traditonalistischen Kreisen am Rand der katholischen Kirche an. Er kritisierte das Vorgehen des Papstes gegen die Anhänger der lateinischen Alten Messe und die kirchliche Öffnungen gegenüber homosexuellen Paaren.

Nachdem er Franziskus öffentlich vorgeworfen hatte, nicht der rechtmäßige Papst zu sein, eröffnete das vatikanische Glaubensdikasterium ein kirchenrechtliches Verfahren gegen Vigano und verkündete am 5. Juli seine Exkommunikation und somit dessen Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft. Der Tatbestand lautete Kirchenspaltung (Schisma). In dem nun veröffentlichten Interview bezeichnete Vigano das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) als ein Krebsgeschwür, das die gesamte katholische Kirche befallen habe. (KNA)