"Ich übertreibe nicht": Der Papst warnt erneut vor Drittem Weltkrieg
Papst Franziskus hat seine Warnung vor einem Dritten Weltkrieg wiederholt und verschärft. In einer Ansprache an katholische Politiker aus unterschiedlichen Ländern sagte er am Samstag: "Der Dritte Weltkrieg in Etappen scheint andauernd und unaufhaltsam zu sein. Es gibt den Dritten Weltkrieg wirklich. Die aktuelle Krise bedroht ernstlich die geduldigen Bemühungen, die von der internationalen Gemeinschaft durch die multilaterale Diplomatie erreicht wurden. Und das ist so, ich übertreibe nicht."
Christliche Politiker rief der Papst dazu auf, sich dem Krieg als Mittel zur Lösung politischer Konflikte und zur Herstellung von Gerechtigkeit zu verweigern. Nach jedem Krieg sei die Welt schlechter als vorher, so der Papst. Krieg sei ein Versagen der Politik und der Menschlichkeit, eine schändliche Kapitulation und eine Niederlage angesichts der Kräfte des Bösen.
Die enorme Zerstörungskraft der heutigen Waffen habe die traditionellen Kriterien für eine Begrenzung des Kriegs obsolet werden lassen. Die Unterscheidung zwischen militärischen und zivilen Zielen verschwimme in vielen Fällen. Man müsse "den Abgrund sehen, der das Herz des Kriegs ist" und sich mit allem, was möglich ist, für den Frieden entscheiden.
Stets auf Verhandlungen, Mediationen und Ausgleich setzen
Dazu brauche es Durchhaltevermögen und Geduld. Die Politiker rief der Papst auf, die Wege des Friedens zu gehen und stets auf Verhandlungen, Mediationen und Ausgleich zu setzen. Der Dialog müsse durch ein erneutes Vertrauen in die Strukturen der internationalen Zusammenarbeit gefördert werden. Diese Strukturen müssten stetig reformiert und an die neuen Umstände angepasst werden. Insbesondere sei ein neues internationales humanitäres Recht mit soliden juristischen Grundlagen vonnöten.
Anlass der Ansprache war eine Audienz für Mitglieder des International Catholic Legislators Network, einer globalen Vereinigung katholischer Parlamentarier. Sie hält sich derzeit zu ihrer 15. Jahrestagung in Frascati bei Rom auf. Begleitet wurden die Politiker vom Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn.
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Ebenfalls am Samstag zeigte Papst Franziskus sich besorgt über die Bedrohung wichtiger politischer Prinzipien in Europa durch die derzeitige Welle des Populismus. Die Gründe für den Zuspruch zu populistischen Bewegungen lägen "vor allem in ökonomischen und politischen Faktoren", so der Papst in einer Botschaft an die Teilnehmer des diesjährigen Europäischen Forums Alpbach.
Der Papst hatte sein Grußwort ursprünglich per Videoübertragung verlesen wollen. Dann wurde es ohne Angaben von Gründen lediglich schriftlich übermittelt. Wörtlich heißt es in dem Text: "Wenn ich an Europa denke, denke ich zunächst an den Kontinent der Menschenrechte. Wichtige universale Menschenrechte haben sich überwiegend hier entwickelt. Wir leben momentan in einer Zeit der Krise in Europa, die wie jede Krise Gefahren und Chancen mit sich bringt."
Europäische Ideale infolge einer populistischen "Welle" verblasst
Infolge der populistischen "Welle" seien derzeit in Europa einige Ideale verblasst und manche Prinzipien hinsichtlich des Umgangs mit den Schwächsten in der Gesellschaft in den Hintergrund getreten, so die mahnenden Worte des Papstes.
Diese Prinzipien seien stets mit denen des Evangeliums verbunden gewesen. In einer säkularisierten Gesellschaft sollten die Christen mit neuem Schwung den Reichtum der katholischen Soziallehre mit ihrem Anspruch auf Universalität einbringen. "Auch die Europäische Union trägt seit ihrer Gründung universalistische Züge und es ist wünschenswert, dass sie diese nicht verliert", so der Papst.
Dabei komme dem Aspekt der Geschwisterlichkeit besondere Bedeutung zu. Es sei daher "wichtig, dass sich die Gesellschaft in Europa um Mittel und Wege bemühen, sowohl die Polarisierung in ihrer eigenen Mitte zu reduzieren als auch nach außen hin offen zu bleiben". (cbr/KNA)