Autorin Nora Bossong: Kirche sollte keine Wahlempfehlung abgeben
Bestsellerautorin Nora Bossong (40) findet es falsch, dass die Kirche konkrete Wahlempfehlungen gibt. "Das ist einfach nicht ihre Aufgabe. Das geht am Ziel vorbei", mahnte die Katholikin, die auch dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angehört, am Donnerstag im rbb. Unter den Menschen, die AfD wählen, seien sicher auch einige in Kirchengemeinden aktiv, fügte sie hinzu: "Wenn man die jetzt vor die Tür setzt – ich glaube nicht, dass das bei den meisten dazu führt, dass sie ihr Wahlverhalten ändern werden." Sie fürchte, damit könnten auch die letzten Brücken der Kommunikation abgebrochen werden.
Am Mittwoch hatte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, in einem Interview sehr kritisch zur AfD und zum BSW geäußert. Schon vor der Europawahl hatten sich die Bischöfe ähnlich positioniert.
Evangelium so lehren, dass es Menschen erreicht
"Kirche soll das Evangelium verkünden, ganz einfach", sagte Bossong. Wenn sie dies wirklich gut mache, müsse sie keine Wahlempfehlungen aussprechen: "Denn ich als Katholikin und als Christin kann die AfD nicht wählen." Deren Werte seien so weit entfernt vom Evangelium – "wenn das wirklich so gelehrt würde, und so, dass es die Menschen auch erreicht, dann bräuchten wir diese Kurz-vor-knapp-Empfehlungen nicht". Als zentrale Werte benannte Bossong Nächstenliebe, Gastfreundschaft sowie einen Universalismus des Christentums, der nicht nach Ethnie oder Herkunft unterscheide und alle Menschen gleichermaßen annehme.
Bossong hatte 2022 damit auf sich aufmerksam gemacht, nach 30 Jahren ihre Erstkommunion nachzuholen. Ihr neuer Roman "Reichskanzlerplatz" ist für den Deutschen Buchpreis nominiert. (KNA)