Man sei hier zum Teil an Grenzen der Sprachfähigkeit gekommen

Europäischer Kirchen-Gipfel plädiert für neue Wege in der Ökumene

Veröffentlicht am 02.09.2024 um 12:36 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt/Sibiu ‐ Die Theologie habe in vielen Kirchen mittlerweile einen anderen Stellenwert, heißt es zum Abschluss einer Kirchentagung im rumänischen Sibiu. Dass die katholische Kirche ein protestantisches Ökumene-Verständnis übernehme, könne nicht erwartet werden.

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Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat zu neuen Wegen in der Ökumene aufgerufen. "Wir sehen, dass die Theologie in vielen Kirchen mittlerweile global einen anderen Stellenwert hat, beziehungsweise es sich um eine andere Form von Theologie handelt, als sie in den traditionellen Kirchen in Europa gepflegt wird", sagte der GEKE-Generalsekretär Mario Fischer am Montag zum Abschluss der 9. Vollversammlung des Dachverbandes im rumänischen Sibiu (Hermannstadt). Man sei hier zum Teil an Grenzen der Sprachfähigkeit gekommen.

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa wurde 1973 gegründet, damals noch unter dem Namen "Leuenberger Kirchengemeinschaft". Mit der Verabschiedung der Erklärung auf dem Leuenberg bei Basel wurde eine seit der Reformation im 16. Jahrhundert bestehende, mehr als 450 Jahre währende Trennung innerhalb der evangelischen Kirchen beendet. Die Mitgliedskirchen gewähren sich aufgrund dieses historischen Dokuments Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.

Andere Möglichkeiten der Einheit in versöhnter Verschiedenheit

"Ich denke, es ist wichtig zu erkennen, dass Leuenberg von Natur aus ein sehr protestantisches Modell der Ökumene is", sagte der scheidende geschäftsführende GEKE-Präsident John Bradbury von der "Vereinigten Reformierten Kirche" mit Sitz in London. Er erwarte nicht, dass etwa die römisch-katholische Tradition dies einfach übernehmen kann. Der britische Theologe regte an, über andere Möglichkeiten für eine kirchliche Einheit in versöhnter Verschiedenheit nachzudenken.

Die in Sibiu neugewählte geschäftsführende GEKE-Präsidentin, die Schweizer Theologin Rita Famos, räumte ein, dass die Ökumene in vielen Ländern stockt. Man dürfe aber auch nicht einfach aufgeben, fügte die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche in der Schweiz hinzu: "Es braucht Geduld. Wir sind seit 2000 Jahren unterwegs und machen vielleicht ein, zwei Schritte vorwärts und wieder einen zurück. Aber wir müssen dranbleiben."

Der Kirchengemeinschaft gehören fast 100 lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus mehr als 30 Ländern in Europa und Lateinamerika an. Damit vertritt der Dachverband nach eigenen Angaben rund 40 Millionen Protestanten. Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hatte im rumänischen Sibiu ihre in der Regel alle sieben Jahre stattfindende siebentägige Vollversammlung abgehalten. (epd)