Eichstätter Dom-Fenster wohl künstlerisch wertvoller als gedacht
Bestimmte Fenster des Eichstätter Doms sind womöglich kunsthistorisch wertvoller als bisher angenommen. Am Schutzmantelfenster von 1502 hat der berühmte Augsburger Künstler Hans Holbein der Ältere (um 1465-1524) mutmaßlich stärker mitgewirkt als gedacht, wie das Bistum Eichstätt am Freitag mitteilte.
Bislang war man demnach davon ausgegangen, dass der Künstler den Entwurf anfertigte, die Ausführung aber wohl von der Glasmaler-Werkstatt Gumpold Giltlingers übernommen wurde, einem Betrieb aus Augsburg.
Nun sei bei wissenschaftlichen Untersuchungen aufgefallen, dass bei den Eichstätter Glasfenstern Holbeins, insbesondere bei der "Schutzmantelmadonna", einige Gesichter eine außerordentliche Qualität aufwiesen, hieß es weiter. Es sei klar geworden: "Das kann nicht durch Glasmalerei alleine bewerkstelligt worden sein. Und noch mehr: Die Gesichter zeigen eine derart charakteristische Gestaltung, dass auch diesbezüglich an den als begnadeten Portraitzeichner bekannten Hans Holbein gedacht werden muss. Auch befindet sich an einer dieser Personen zwei Mal der Namenszug von Holbein."
Von wegen Patina
Zudem befinde sich auf den Bildern eine hauchdünne Schicht. "Bei früheren Restaurierungsversuchen hatte man teilweise noch versucht, diese Schicht als vermeintliche Patina wegzuputzen. Heute weiß man: Das ist sogenannte Kaltmalerei. Also nach dem Brennen des Glases mit einem Pinsel feinst aufgetragene Farbe."
Wissenschaftler gehen daher laut Bistum jetzt folgender Frage nach: "Hat Hans Holbein selbst Hand angelegt und die Glasfenster, vor allem das Bild mit der Schutzmantelmadonna, persönlich vollendet?" Das Interesse des Künstlers an einer detailreichen und ausdrucksstarken Darstellung des menschlichen Portrait sei von vielen seiner Tafelbilder bekannt. "Bei der Glasmalerei könnten die Eichstätter Fenster das erste und vielleicht einzige bekannte Mal sein, bei der diese Technik in derartigem Umfang zum Einsatz kam."
Hans Holbein der Ältere war ein begehrter, hochgeschätzter Maler, wie es in der "Deutschen Biographie" der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften heißt. "Vor den meisten seiner Zeitgenossen zeichnete er sich aus durch die Schönheit des Kolorits." Sein Sohn Hans Holbein der Jüngere zählt zu den bedeutendsten Renaissance-Malern. (KNA)