Texanischer Klosterstreit eskaliert

Karmelitinnen von Arlington schließen sich Piusbruderschaft an

Veröffentlicht am 16.09.2024 um 09:53 Uhr – Lesedauer: 

Arlington ‐ Die Dialogversuche des Diözesanbischofs, des Vatikans und der Karmelitinnen-Assoziation sind gescheitert: Die Karmelitinnen von Arlington haben sich der Piusbruderschaft angeschlossen – obwohl sie ein Schisma immer von sich gewiesen haben.

  • Teilen:

Die Karmelitinnen von Arlington haben sich der schismatischen Piusbruderschaft angeschlossen. Am Wochenende teilte der Karmel mit, dass der Konvent bereits im August einstimmig eine Angliederung an die Priesterbruderschaft St. Pius X. beschlossen hat. "Wir teilen die Affinität zur Bruderschaft St. Pius X. in ihrer Betonung der Ausbildung heiliger, hingebungsvoller Priester, die bereit sind, alles für Christus zu opfern, was mit unserer eigenen Berufung zum Gebet und Opfer im Herzen der Kirche übereinstimmt, indem wir unser Leben für die Kirche und insbesondere für die Priester hingeben", heißt es in der Erklärung der Nonnen, die mit einem Gebet für den Ortsbischof Michael Olson und Papst Franziskus endet.

Ebenfalls im August haben die Schwestern laut eigenen Angaben Mutter Teresa Agnes erneut für eine dreijährige Amtszeit als Priorin gewählt. Auf Weisung des Vatikans untersteht das Kloster rechtmäßig der Vorsitzenden der Karmelitinnen-Assoziation "Christus König", Mutter Marie von der Inkarnation. In der Vorwoche hatte das Bistum Fort Worth, auf dessen Gebiet sich das Kloster befindet, eine Mitteilung von Mutter Marie veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Karmelitinnen von Arlington jeden Dialog verweigern. Ein Angebot von Bischof Olson, die liturgische Betreuung der Schwestern durch einen Priester der Petrusbruderschaft zu ermöglichen, blieb ohne Antwort. Zuvor hatten die Schwestern stets zurückgewiesen, sich von der Kirche abzuspalten. Von ihrer Verbindung mit dem schismatischen Erzbischof Carlo Maria Viganò distanzierten sich die Schwestern auch auf Aufforderung nicht.

Bischof: "Beigeschmack eines Schismas"

Am Dienstag bezeichnete Bischof Olson in einer Stellungnahme die Wahlen zur Priorin als unerlaubt und ungültig, da sie nicht im Einkang mit dem Kirchenrecht und dem Eigenrecht der Karmelitinnen stattgefunden hätten. Olson betonte, dass Mutter Marie von der Inkarnation weiterhin die rechtmäßige Oberin des Klosters ist. "Leider haben die vorsätzlichen und ungehorsamen Handlungen von Mutter Teresa Agnes und den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft sie noch weiter auf den Weg des Ungehorsams und der Trennung von der Kirche und ihrem eigenen Orden geführt, den sie vor so vielen Monaten eingeschlagen haben. Ihre Ablehnung ihrer rechtmäßigen Oberen – Mutter Marie von der Inkarnation und mir als ihrem Diözesanbischof – ist skandalös und hat den Beigeschmack eines Schismas", heißt es in der Erklärung.

Der Bischof stehe mit dem Vatikan im Kontakt, um die nächsten Schritte zu beraten. Die Gläubigen seiner Diözese rief Olson auf, "zum Wohl Ihrer Seelen" keine Sakramente im Kloster zu empfangen, "da eine solche Teilnahme Sie mit dem skandalösen Ungehorsam und der Trennung der Mitglieder des Arlingtoner Karmels in Verbindung bringen würde". Das gelte auch für finanzielle Unterstützung des Klosters.

Seit über einem Jahr verfahrene Situation

Die Piusbruderschaft wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet, der insbesondere die Liturgiereform im Nachgang des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) ablehnte. Sie sieht sich selbst in Gemeinschaft mit der katholischen Kirche, lehnt aber zentrale Lehren des Zweiten Vatikanums ab. 1988 weihte Lefebvre nach dem Scheitern von Verhandlungen mit Rom unerlaubt Bischöfe und zog sich und den Geweihten damit die Exkommunikation zu. Bis heute hat die Piusbruderschaft keinen kanonischen Status.

Der Streit um das Kloster und seine ehemalige Oberin Mutter Teresa Agnes schwelt seit über einem Jahr. Mutter Teresa Agnes soll einen Verstoß gegen ihr Keuschheitsgelübde eingestanden haben. Bei ihrem angeblichen Partner soll es sich um einen Priester der Diözese Raleigh handeln. Daraufhin ließ der Bischof den Karmel durchsuchen, um Beweismittel sicherzustellen. Der Streit wurde Mitte Mai vergangenen Jahres bekannt, nachdem sich die Schwestern an die Öffentlichkeit gewandt hatten, um über eine Klage gegen die Durchsuchung und Beschlagnahmung in ihrem Kloster zu informieren. Im Juli 2023 wies das angerufene staatliche Gericht die Klage zurück, die Polizei stellte Ermittlungen aufgrund einer Anzeige des Bistums wegen angeblichem Drogenmissbrauch im Kloster ein. Olson hielt die Vorwürfe gegen die Oberin trotz der Proteste der Nonnen weiterhin aufrecht. Eine erneute Klage der Nonnen vor einem staatlichen Gericht wurde von den Schwestern zurückgezogen. Zunächst wurde Bischof Olson zum Päpstlichen Beauftragten über das Kloster ernannt. Gegen seine Maßnahmen legten die Nonnen Rechtsmittel im Vatikan ein. Im Juni dieses Jahres entschied der Vatikan über die Beschwerden und wies alle ab, mit Ausnahme der Beschwerde über die Entlassung der Priorin aus dem Orden. (fxn)

18. September 2024: Ergänzt um Stellungnahme des Diözesanbischofs (Absätze 3 und 4 neu).