James Martin über Gespräche mit Synodalen

Bericht über Beschimpfungen gegen LGBT-Personen bei Weltsynode

Veröffentlicht am 20.09.2024 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 

New York ‐ "Die Worte 'widerlich', 'abstoßend' und 'krank' wurden regelmäßig in Gesprächen verwendet", berichtet der amerikanische Synodenteilnehmer James Martin über Gespräche bei der Weltsynode. Diese Opposition gegen queere Menschen habe ihn überrascht.

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Der amerikanische Jesuit, Synodale und LGBTQ-Aktivist James Martin hat Vorurteile und Diskriminierungen queerer Menschen bei der Weltsynode offengelegt. "Ich kann sagen, dass einige Delegierte im vergangenen Jahr Beiträge gehalten haben, die über den Widerstand hinausgingen, den ich zuvor von Kirchenführern gehört hatte", schreibt Martin in einem Beitrag des amerikanischen Jesuitenmagazins "America" am Donnerstag. Ihn habe die Intensität der Opposition gegen queere Menschen unter den Synodalen überrascht: "Die Worte 'widerlich', 'abstoßend', 'unnatürlich' und 'krank' wurden regelmäßig in Gesprächen mit mir verwendet."

Aufgrund dieser Erfahrungen habe Martin im vergangenen Jahr das Gespräch mit Mitgliedern der Synode gesucht. Dabei habe er vor allem mit Vertretern aus Osteuropa und Afrika gesprochen, so Martin. Der Jesuit listet in seinem Beitrag verschiedene Vorurteile dieser Gespräche auf: "1) LGBTQ-Themen sind eine Ideologie; 2) Es ist eine Form des Neokolonialismus; 3) Es ist ein westliches Anliegen; 4) LGBTQ-Leute zu unterstützen bedeutet, sich der Lehre der Kirche zu widersetzen und 5) LGBTQ-Leute hassen die Kirche."

Die Rede von der LGBTQ-Ideologie sei ein starkes Vorurteil von Kirchenmännern und Synodalen, so Martin. "Einige Delegierte sagten, dass LGBTQ entweder nicht existieren oder lediglich einer Ideologie zustimmen (die sie schwul macht). Ein afrikanischer Erzbischof sagte zu mir: 'Der Grund, warum Menschen in meinem Land schwul sind, ist, dass die Amerikaner sie dafür bezahlen, schwul zu werden.'".

Gespräche mit Bischöfen

Ebenso habe man ihm mehrmals gesagt, dass Homosexualität eine Form von Neo-Kolonialismus sei. "’Das hat es in unserem Land nie gegeben’, sagte mir ein Bischof. Es sei 'ein Import', sagte ein anderer. 'Ein unwillkommener Besucher', sagte ein anderer", so Martin.

Im Gespräch mit einem lateinamerikanischen Bischof habe Martin von einem gleichgeschlechtlichen Paar erzählt. Der Bischof habe die Liebe der beiden honoriert und angefügt, dass Geschlechtsverkehr der beiden aber gegen die Kirchenlehre und zudem "eklig" sei.

Nach einer Vielzahl von Gesprächen empfehle er, so Martin, LGBTQ-Personen kennenzulernen – als Personen und nicht als Stereotype. James Martin ist in den vergangenen Jahren vor allem durch seine LGBTQ-Seelsorge bekannt geworden. Dazu hat der Jesuit unter anderem Bücher geschrieben, die in den USA allesamt zu Bestsellern wurden. Außerdem schreibt er für die Jesuitenzeitschrift "America" und das Online-Portal für LGBTQ-Katholiken "Outreach". Martin nimmt unter anderem an der Synode zur Synodalität teil, deren zweite Sitzungsperiode im Oktober im Vatikan stattfindet. (ben)