Papst Franziskus befürwortet mehr Steuern für Milliardäre
Papst Franziskus befürwortet höhere Steuern für Milliardäre und fordert die Betreiber von Sozialen Netzwerken auf, sich an die Gesetze zu halten. Der Papst äußerte sich bei einer Begegnung mit Vertretern sogenannter Volksbewegungen aus Lateinamerika. Das Treffen fand am Freitagmittag in einem Vatikan-Gebäude im römischen Stadtteil Trastevere statt. Anlass war der zehnte Jahrestag der ersten Begegnung des Papstes mit Vertretern der Bewegung, die in Lateinamerika mit linken Gewerkschaften verbündet ist.
In der teilweise frei gehaltenen rund einstündigen Rede auf Spanisch warnte der Papst, wenn die Kategorie der Nächstenliebe fehle, verfalle man in den Sozialdarwinismus, in dem das Gesetz des Stärkeren gelte. Und das rechtfertige zuerst die Gleichgültigkeit, dann die Grausamkeit und dann die Vernichtung. Mit Blick auf Informationstechnologie formulierte der Papst: "Ich fordere die Unternehmer dieser Technologien und die Betreiber der digitalen Plattformen auf: Legen Sie die Arroganz ab, zu meinen, dass Sie über dem Gesetz stehen! Respektieren Sie (die Gesetze) der Länder, in denen Sie arbeiten und übernehmen Sie Verantwortung für das, was auf Ihren Plattformen passiert!"
Klare Ansage an Plattformbetreiber
Die Betreiber seien verpflichtet, die Verbreitung von Hass, Gewalt und Fake News sowie von extremer Polarisierung und Rassismus zu vermeiden. "Sie dürfen die Daten der Bürger und der öffentlichen Institutionen nicht allein für Ihren Profit ausnutzen, ohne etwas an die Menschen zurückzugeben. Bitte halten Sie sich nicht für etwas Höheres, und noch ein kleiner Rat: Zahlen Sie Steuern!"
Zum Thema Reichensteuer im Allgemeinen bemerkte der Papst, das herrschende Wirtschaftssystem erlaube es einigen Menschen, enorme und oft lächerliche Reichtümer anzuhäufen. Zu Recht werde das als unmoralisch beurteilt. Es sei gut, dass man mehr Steuern von den Milliardären fordere.
"Ich bete dafür, dass die wirtschaftlich Mächtigen aus ihrer Isolation herauskommen, die falsche Sicherheit des Geldes hinter sich lassen und sich öffnen, um die Reichtümer zu teilen, denn die haben eine universale Bestimmung, weil sie aus der Schöpfung kommen", erklärte der Papst. "Wenn dieser kleine Prozentsatz an Milliardären, die den größten Teil der Reichtümer des Planeten für sich vereinnahmt, sich dazu entschließen würde, sie brüderlich zu teilen, wie gut wäre das für sie selbst und wie gerecht für alle! Ich bitte die Privilegierten der Welt, dass sie Mut haben, diesen Schritt zu gehen. Sie wären dann viel glücklicher und wir alle würden noch mehr Brüder sein." (KNA)