Weiheämter seien kein Selbstzweck zum Aufbau von Machtstrukturen

Meier: Ohne Ehrenamtliche in Kirche könnten Hauptamtliche einpacken

Veröffentlicht am 27.09.2024 um 18:30 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Eine Kirche ohne Ehrenamtliche? Für Bischof Bertram Meier ist das undenkbar. Deshalb hat der Augsburger Oberhirte nun ein Hirtenwort zum Ehrenamt verfasst. Alle Christen seien durch Taufe und Firmung berufen – aber nicht alle in gleicher Weise.

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Nach den Worten des Augsburger Bischofs Bertram Meier wird dem Ehrenamt in der Kirche künftig noch einen größere Bedeutung zukommen. Grund sei die sinkende Zahl von Priestern, Diakonen und pastoralen Mitarbeitenden, schreibt Meier in einem Hirtenwort. Dieses wird am Wochenende in allen Pfarreien des Bistums bei den Gottesdiensten verlesen. Darin dankt der Bischof allen Engagierten, die sich in Pfarrgemeinden, Verbänden, Gremien und Einrichtungen einbrächten: "Ohne Ehrenamtliche könnten wir Hauptberuflichen 'einpacken'."

Viele investierten Zeit, Energie und Kreativität, hält Meier fest. Für sie sei ihr freiwilliges Engagement ein alltäglicher sinnstiftender Bestandteil ihres Lebens: "Quelle der Freude und Zeugnis des Glaubens." Dabei habe sich auch das Selbstbild verändert. Ehrenamtliche würden sich nicht mehr als Lückenbüßer verstehen, die vorgefundene Aufgaben erledigten oder für den Erhalt des "kirchlichen Betriebs" zuständig seien. Ihnen sei es vielmehr wichtig, Verantwortung zu übernehmen, an Entscheidungsprozessen mitzuwirken und sich mit ihren Fähigkeiten weiterentwickeln zu können.

Unterschiedliche Charismen

Alle Christinnen und Christen seien aber zugleich aufgerufen, zu missionarischen Zeuginnen und Zeugen in Kirche und Gesellschaft zu werden, erinnert der Bischof. Nicht jedem würden dabei vom Geist Gottes die gleichen Charismen verliehen. "Zwar sind alle aufgrund von Taufe und Firmung berufen, doch nicht alle in gleicher Weise und zur selben Aufgabe." Viele dieser Charismen würden amtlich übertragen und hätten sich schon in der jungen Kirche als unverzichtbar für das Leben der Gemeinden herauskristallisiert. Dazu gehöre das Bischofs-, Priester- und Diakonenamt.

Diese Weiheämter seien kein Selbstzweck zum Aufbau von Machtstrukturen, versichert Meier. Sie zielten vielmehr darauf ab, dass die Kirche ihre Sendung erfüllen könne. Das Amtspriestertum entfalte nur dann seine Wirkung, wenn es sich in den Dienst der Gemeinden stelle und helfe, die jeweiligen Charismen der Getauften und Gefirmten zu entdecken und zu entfalten. Deshalb brauchten die "Ehrenämtler" Anerkennung und Stärkung. Wenn das Engagement Ehrenamtlicher gefördert werde, verdränge dies nicht das Weiheamt, sondern so werde geholfen, "dass die Kirche 'im Dorf' bleibt". (KNA)