Standpunkt

Eine solche Synode ist unehrlich

Veröffentlicht am 07.10.2024 um 00:01 Uhr – Von Katharina Goldinger – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Weltsynode sollte eigentlich den Raum für die Beratung öffnen, gerade mit Blick auf das Thema Gleichberechtigung. Doch die in Taten geäußerte Botschaft ist eine andere, kommentiert Katharina Goldinger. Was soll jetzt noch zu erwarten sein?

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Im Anfang war das Wort. So beginnt Johannes seine Frohe Botschaft, die von Hoffnung und vom Glauben auf Rettung und Erlösung erzählt. Das Evangelium ist Heilszusage Gottes für alle Menschen. Es ist weder beschränkt auf einen kulturellen Kontext noch auf ein Geschlecht.

Das letzte Wort hat der Papst. So regelt es das Recht der katholischen Kirche. Wenn der Papst sagt, dass Frauen und Männer in der Kirche gleichberechtigt sind – auch, was den Zugang zu Weihe und Ämtern angeht – dann ist das Gesetz. Sagt er es nicht, bleibt der Zustand, was er aktuell ist: eine Ungerechtigkeit. Das letzte Wort hat, auch wenn es um die Stellung der Frau in der Kirche geht, ein Mann.

Derzeit tagt die Weltsynode in Rom. Die vielen Stimmen, die sich weltweit dafür ausgesprochen hatten, das Thema Geschlechtergerechtigkeit auf die Agenda zu heben, verhallten. Als diplomatische Echokammer wurde stattdessen ein gesonderter Raum geöffnet. Es ist zwischenzeitlich beinahe so sicher wie das Amen in der Kirche, dass weder dort noch im sorgsam orchestrierten Tagungsraum der Weltsynode tatsächlich Wunsch, Wille und die nötige Gestaltungsmacht für eine Stärkung der Stellung der Frau in der katholischen Kirche zusammenkommen werden.

Auf ein Wort, Bruder Franziskus: Es ist unehrlich, eine Synode an den Start zu bringen, die den Raum für das Wort und die Beratung öffnen soll, wenn die in konkreten Taten geäußerte Botschaft eine entgegengesetzte ist. Die Verschiebung des Diskurses auf einen sprichwörtlich ohn-mächtigen Nebenschauplatz ist so eine Botschaft. Sie lautet: Das Thema ist nicht mehr meines. Ich bleibe als Papst Garant einer konservativ-katholischen Grundlinie. Frauen sind nicht würdig, den menschgewordenen Gott zu repräsentieren und die wortwörtliche Dominanz der Männer ist ein Markenkern der katholischen Kirche.

Das zu sagen wäre – aus gutem Grund – wahrlich undiplomatisch. Es wäre aber wenigstens ehrlich.

Von Katharina Goldinger

Die Autorin

Katharina Goldinger ist Theologin und Pastoralreferentin im Bistum Speyer und Religionslehrerin an einem Speyerer Gymnasium. Sie ist sehr gerne in digitalen (Kirchen-)Räumen unterwegs und ehrenamtlich im Team der Netzgemeinde da_zwischen aktiv.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.