Streit um Enthüllungsbuch: Autor weist Vorwürfe des Opus Dei zurück
Der britische Journalist Gareth Gore hat die Vorwürfe des Opus Dei zurückgewiesen, die Organisation bei der Recherche zu seinem Enthüllungsbuch "Opus" getäuscht zu haben. "Das ist vollkommen falsch", sagte Gore im Interview mit der spanischen Nachrichtenseite "Religión Digital" (Dienstag). Er habe die Verantwortlichen des Opus Dei nicht angelogen oder getäuscht, so der Autor, dessen Buch am Mittwoch in Spanien erschienen ist. Vielmehr habe die Organisation den Kontakt zu ihm vollständig abgebrochen, als klar wurde, welche gravierenden Anschuldigungen seine Recherche ans Licht gebracht habe. Gore wirft dem Opus Dei in seinem Enthüllungsbuch dubiose Finanzgeschäfte, Machtmissbrauch, Menschenhandel und enge Beziehungen zu Kräften der extremen Rechte in Kirche und Gesellschaft vor.
Die Organisation habe bereits vor einiger Zeit Einblick in das Buch "Opus" erhalten und es von Anwälten auf Falschbehauptungen prüfen lassen, hatte Gore zuvor der spanischen Zeitung "ABC" gesagt. Das Opus Dei widersprach dieser Darstellung: Weder der Autor noch der Verlag hätten die Möglichkeit eingeräumt, das Manuskript des Buches einzusehen, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinschaft von Anfang Oktober. Damit habe Gore ein zuvor gegebenes Versprechen gebrochen. Seit 2022 hatte der Journalist zu den Finanzen des Opus Dei in Spanien recherchiert. Gegenüber der Organisation gab er laut Angaben der Personalprälatur an, eine Biografie des Bankers und Opus-Dei-Mitglieds Luis Valls Taberner schreiben zu wollen, der 2006 verstorben war. Valls war Vorsitzender der Großbank "Banco Popular" und als Philanthrop bekannt. Als Numerarier lebte er ehelos. Das Opus Dei stellte Gore für seine Recherchen zu Valls zahlreiche Dokumente zur Verfügung und ermöglichte ihm Gespräche mit etwa 200 Mitgliedern in mehreren Ländern.
"Ich konnte die Augen nicht verschließen"
Die Gemeinschaft wies die Behauptungen von Gore zurück, sie sei in die Leitung der "Banco Popular" eingebunden gewesen oder habe politischen sowie wirtschaftlichen Einfluss ausgeübt. Mitglieder des Opus Dei würden in ihren politischen Aktivitäten weder die Organisation noch die katholische Kirche repräsentieren. Auch die weiteren Ergebnisse der Recherche, die der Journalist in seinem Buch festgehalten hat, wies die Gemeinschaft zurück. Sie deutete an, von Gore getäuscht worden zu sein. Dieser gab jedoch gegenüber "Religión Digital" an, dass sich das Thema seines Buches durch seine Erkenntnisse zu Valls geändert habe: "Ich konnte die Augen nicht verschließen, ich musste diese größere Geschichte angehen."
Gore warf einem Großteil der Führung des Opus Dei vor, auf einen Nachfolger von Franziskus zu hoffen, der der Gemeinschaft "freundlicher" gesinnt sei. Der derzeitige Papst habe das Ziel, die Missstände in der Organisation zu beenden, habe aber bislang noch nicht hart genug durchgegriffen. Derzeit befinden sich die Statuten des Opus Dei in der Überarbeitung, nachdem 2022 aufgrund eines Erlasses von Papst Franziskus Änderungen notwendig geworden waren. Das Opus Dei ("Werk Gottes") wurde 1928 vom spanischen Priester Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás gegründet. Die als konservativ geltende Gemeinschaft besteht aus Laien und Priestern. (rom)