Frauenzweig der Gruppe "Sodalicio" distanziert sich

Neue Missbrauchsvorwürfe: Ex-Oberin kritisiert Laienbewegung

Veröffentlicht am 11.10.2024 um 12:22 Uhr – Lesedauer: 

Lima ‐ Gegen den Frauenzweig der kontroversen peruanischen Laiengemeinschaft "Sodalicio" sind neue Missbrauchs- und Vertuschungsvorwürfe laut geworden. Die Leitung distanziert sich. Die ehemalige Oberin der Gemeinschaft übt nun scharfe Kritik.

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Das ehemalige Mitglied des Frauenzweiges der peruanischen Laiengruppe "Sodalicio", Rocío Figueroa, deren Männerzweig derzeit vom Vatikan untersucht wird, hat sich nach neuen Missbrauchs- und Vertuschungsvorwürfen im Missbrauchsskandal der Gruppe zu Wort gemeldet. Wie das Internetportal "Crux" am Freitag berichtete, warf Figueroa, die früher der "Marianischen Gemeinschaft der Versöhnung" (MCR) angehörte, der Laiengruppe in einem offenen Brief vor, "die DNA des Sodalitiums in sich zu tragen", da sie dieselben Methoden anwende.  

Die Taktik, so Figueroa, bestehe darin, die Institution zu retten und "die Schadensbegrenzung über die Wahrheit zu stellen". Ebenso würde das MCR "mit Halbwahrheiten manipulieren, ohne die ganze Geschichte zu erzählen". Die jüngsten Anschuldigungen gegen die beiden Vatikan-Ermittler, den bekannten Missbrauchsaufklärer und maltesischen Erzbischof Charles Scicluna und den Priester und Mitarbeiter des Glaubensdikasteriums, Jodi Bertomeu, bezeichnete sie als "pervers".  

Reaktion auf Stellungnahme 

Figueroa ist Theologin und gehörte zu den ersten Mitgliedern der MCR, deren Oberin sie zeitweise war. Als sie die ersten Missbrauchsfälle aufdeckte, wurde sie laut Medienberichten von der Gemeinschaft zum Schweigen gebracht. Erst 2010 konnte sie einen Bericht über die Missbrauchsvorwürfe vorlegen, der mehrere Opfer und Täter identifizierte. Ihr Brief ist eine Reaktion auf die Anfang Oktober veröffentlichte Stellungnahme der MCR, in der sich die Leitung von den jüngsten Vorwürfen distanzierte. Ein ehemaliges Mitglied des Frauenzweiges soll von einem Mitglied des "Sodalicio" sexuell missbraucht worden sein. Der MCR soll davon gewusst, dies aber bewusst verschwiegen haben.

Alle Verbindungen zum "Sodalicio", dem männlichen Zweig, seien offiziell abgebrochen worden, hieß es in der Stellungnahme. Die heutige Leitung habe von den Missbrauchsfällen nichts gewusst. Dennoch entschuldigte sich die Leitung der MCR für das Fehlverhalten und den Schmerz der Opfer, die in den Gemeinschaften "unter Machtmissbrauch, Gewissensmanipulation oder anderen Formen des Missbrauchs gelitten haben". Die Vorwürfe würden "ordnungsgemäß untersucht werden". In diesem Zusammenhang schrieb Figueroa, dass der geistliche Missbrauch in der MCR nicht der Vergangenheit angehöre, sondern immer noch vorkomme. Es sei "allgemein bekannt", dass einige Frauen weitere Beschwerden beim derzeitigen Erzbischof von Lima, dem designierten Kardinal Carlos Castillo, eingereicht hätten. Daher sei die Reaktion der Laiengruppe "verabscheuungswürdig".

Die MCR ist eine von vier Organisationen, die der peruanische Laie Luis Fernando Figari gegründet hat. Bereits im August hatte der Vatikan Figari nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs aus seiner Gemeinschaft ausgeschlossen. Nach Abschluss der Befragungen und Untersuchungen schloss das Kirchenoberhaupt Ende September zehn Mitglieder der Laiengruppe aus. Darunter war auch ein Bischof. Ihnen wurde Machtmissbrauch und anderes Fehlverhalten vorgeworfen. (mtr)