Whistleblowerin kritisiert späten Ausschluss von "Sodalicio"-Gründer
Die peruanische Theologin und ehemaliges Mitglied der umstrittenen Laienbewegung "Sodalitium Christianae Vitae", Rocio Figueroa, hat die jüngste Ausweisung des Gründers Luis Fernando Figari als überfälligen Schritt bezeichnet und die Bewegung für ihren Umgang mit Missbrauchsvorwürfen scharf kritisiert. Figueroa, die als Whistleblowerin im Fall Figari gilt, betonte gegenüber dem Internetportal "Crux" (Montag), dass sie bereits 2010 konkrete Maßnahmen zur Aufklärung der Missstände innerhalb der Organisation gefordert habe. Ebenso habe sie damals die Absetzung Figaris als Oberem gefordert und eine Untersuchung der Vorwürfe verlangt. Eine umfassende Untersuchung blieb jedoch aus und die Gemeinschaft schob Figaris Rücktritt aus "gesundheitlichen Gründen" vor.
Figueroa gehörte zu den ersten Mitgliedern einer weiteren von Figari gegründeten Laienbewegung, der "Marianischen Gemeinschaft der Versöhnung" (MCR), deren Oberin sie zeitweise war. Als sie die ersten Missbrauchsfälle aufdeckte, wurde sie laut dem "Crux"-Bericht von der Gemeinschaft zum Schweigen gebracht. Erst 2010 konnte sie einen Bericht über die Missbrauchsvorwürfe vorlegen, der mehrere Opfer und Täter identifizierte. Figari wurde schließlich 2017 vom Vatikan wegen zahlreicher Missbrauchsvorwürfe sanktioniert, aber erst vergangene Woche offiziell aus der Gemeinschaft, die auf Spanisch meist "Sodalicio" genannt wird, ausgeschlossen. Die Entscheidung folgte einer neuen Untersuchung durch hochrangige Vertreter des Vatikan, die von Papst Franziskus entsandt worden waren, um die anhaltenden Vorwürfe gegen die Gemeinschaft und ihren Gründer zu untersuchen. Im Rahmen der laufenden Untersuchung hat der Vatikan weitere Ermittlungen gegen drei hochrangige Mitglieder der Bewegung eingeleitet.
Kritik an Erklärung der Gemeinschaft
Ein weiterer Kritikpunkt der Whistleblowerin ist die Erklärung der Gemeinschaft, die nach dem Ausschluss Figaris veröffentlicht wurde. Darin wurde der Ausschluss als "Akt der pastoralen Nächstenliebe, der Gerechtigkeit und der Versöhnung" bezeichnet. "Dass sich etwas bewegt hat, ist den Opfern zu verdanken, nicht der Gemeinschaft", so Figueroa. Die "Sodalicio" stehe wegen Vertuschungsvorwürfen weiterhin unter Druck, da mehrere hochrangige Mitglieder noch Gegenstand vatikanischer Ermittlungen seien.
Die "Sodalicio" wurde 1971 in Peru gegründet. In kurzer Zeit profilierte sich die Laiengemeinschaft, der auch viele Kleriker angehören, als konservatives Gegengewicht zur progressiven Befreiungstheologie im Land. Papst Johannes Paul II. förderte die Gemeinschaft und erhob sie 1997 in den Rang einer Vereinigung päpstlichen Rechts. 2015 veröffentlichten Journalisten Recherchen, die der Bewegung jahrzehntelangen sexuellen und psychologischen Missbrauch vorwarfen. Die seit Jahren im Raum stehenden Vorwürfe waren jedoch von den Bischöfen in Peru nicht weiterverfolgt worden, wohl auch, weil die Gemeinschaft großen Einfluss in der peruanischen Kirche hat. Im Jahr 2023 entsandte Papst Franziskus zwei Sonderermittler zur Aufklärung der Vorwürfe. Die peruanische Bischofskonferenz begrüßte damals die Ermittlungen des Vatikans. (mtr)