Bei der Weltsynode zeigen sich klare Differenzen
Bei der im Vatikan tagenden Weltsynode über Veränderungen in der katholischen Kirche hat es am Mittwoch eine ungewöhnlich deutliche Auseinandersetzung über theologische Grundsatzfragen gegeben. Dabei ging es, wie beim Pressebriefing des Vatikans berichtet wurde, um neue, dezentrale Strukturen in der weltgrößten Religionsgemeinschaft und vor allem darum, ob die verbindliche kirchliche Lehre nur von der Zentrale in Rom allgemeingültig festgelegt werden kann.
Auf entsprechende Änderungsvorschläge einiger Teilnehmer habe ein Synodaler gewarnt: "Ein zersplitterter Glaube bedeutet auch eine zersplitterte Kirche!" Er habe betont, die Einheit der Kirche, die in der Person des Papstes und durch seine höchste Autorität garantiert werde, sei für die katholische Kirche unverzichtbar.
Neue Organe für eine dezentrale Kirche?
Zuvor war unter anderem gefordert worden, neben oder alternativ zu den bereits bestehenden nationalen Bischofskonferenzen auch kontinentale Beratungs- und Beschluss-Organe mit eigenen Regeln zu errichten. Sie sollten auch in Fragen der Lehre und der Kirchendisziplin eigene Autorität haben. Dazu gehört unter anderem auch die Ehelosigkeit der Priester.
Wie Synoden-Teilnehmer berichteten, wurde zur Klärung der theologischen Streitfrage über die Grenzen und Möglichkeiten einer dezentralen Autorität ein Theologe zu Rate gezogen. Die Synodenleitung bat den an der renommierten Hochschule "Institut Catholique" in Paris lehrenden Professor Gilles Routhier um Klärung. Der Kanadier versuchte daraufhin, in einem kurzen Vortrag den Begriff der Lehrautorität, an der auch die Bischöfe teilhaben, auf Basis der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zu erklären.
Nach Ansicht von Beobachtern dürften Vorschläge zur Dezentralisierung und Regionalisierung kirchlicher Entscheidungsstrukturen zu den am meisten umstrittenen Punkten bei der Schlussabstimmung der Weltsynode am 26. Oktober gehören. (KNA)