Radcliffe warnt Synodenteilnehmer vor linker wie rechter Ideologie
Der geistliche Begleiter der Weltsynode, der designierte Kardinal Timothy Radcliffe, hat die mehr als 350 Teilnehmer der Versammlung dazu aufgerufen, mutig ihre Meinung zu vertreten. "Wir brauchen uns vor Meinungsverschiedenheiten nicht zu fürchten, denn der Heilige Geist ist in ihnen am Werk", sagte der britische Dominikaner am Montag zum Auftakt der letzten Synodenwoche in Rom. Keiner habe in dieser Woche das Recht zu schweigen. Jedoch müsse auch jeder zuhören, sonst "werden wir die Trommeln der Ideologie schlagen, sei es die der Linken oder die der Rechten", so Radcliffe.
Radcliffe warnte die Synodenmitglieder davor, sich hinter frommen Floskeln zu verstecken. "Der Glaube an den Heiligen Geist entbindet uns nicht davon, unseren Verstand bei der Suche nach der Wahrheit einzusetzen." Wer nur auf die Vorsehung Gottes vertraue, es aber nicht wage, sich mit eigenen Überzeugungen in die Debatte einzumischen, handle unverantwortlich und nicht erwachsen, so Radcliffe.
Trotzdem sei es wichtig, darauf zu vertrauen, dass am Ende alles gut werde, so Radcliffe: "Selbst wenn Sie also vom Ergebnis der Synode enttäuscht sind, ist Gottes Vorsehung in dieser Versammlung am Werk und führt uns auf Wegen zum Reich Gottes, die nur Gott allein kennt." Die Weltsynode sei nur eine Synode, so Radcliffe. "Es wird noch andere geben. Wir müssen nicht alles tun, wir müssen nur versuchen, den nächsten Schritt zu tun." Die Weltsynode tagt noch bis kommenden Samstag im Vatikan. Dann soll die Versammlung nach fast vier Wochen Beratungen über ein Abschlusspapier mit Vorschlägen für den Papst abstimmen. (KNA)