Neue Kirchengründung im Liturgiestreit ohne Aussicht auf Erfolg
Im Streit um die Liturgie der syro-malabarischen Kirche wird es keine Spaltung der katholischen Ostkirche geben. In einem Schreiben an die Gläubigen der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly betonte der Apostolische Administrator Bosco Puthur am Wochenende in Kochi (Kerala), dass der Papst den Gegnern der Liturgiereform keine Abspaltung und Gründung einer eigenen katholischen Ostkirche erlauben werde. Gläubige sollten sich vor derartiger "falscher Propaganda hüten", heißt es in dem Schreiben, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Der Vorschlag, eine neue mit dem Papst in Gemeinschaft stehende Kirche eigenen Rechts für die Gegner der Liturgiereform zu schaffen, wurde erstmals im April vorgebracht.
Papst Franziskus hatte sich in dem Konflikt mehrfach persönlich an die Protestierenden gewandt und sie zum Gehorsam aufgefordert. Puthur betonte in seinem Schreiben, dass es völlig ausgeschlossen sei, dass der Papst denjenigen die Gründung einer neuen Kirche in Gemeinschaft mit ihm erlauben würde, die ihm den Gehorsam verweigern. Die Idee einer eigenständigen Kirche werde von denselben propagiert, die "den wiederholten väterlichen Aufruf des Papstes immer wieder ablehnen, seine Worte verdrehen und die Vertreter des Heiligen Vaters beleidigen", so Puthur weiter. Ein Protest gegen die einheitliche Form der Liturgie sei ein Protest gegen den Papst.
Alle Versuche zur Befriedung gescheitert
In der syro-malabarischen Kirche schwelt seit Jahren ein Streit um die Gottesdienstordnung. Die neue Form der Liturgie wurde von der Synode, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Kirche, 2021 beschlossen. Während der Großteil der katholischen Ostkirche eine Reform der Messfeier übernommen hat, protestieren im zentralen Großerzbistum Ernakulam-Angamaly im indischen Bundesstaat Kerala Kleriker und Laien. Ein im Juli getroffener Kompromiss, nachdem Priester lediglich an Sonn- und Feiertagen zur Feier der Liturgie in der von der Synode beschlossenen Form verpflichtet werden, scheiterte an der Forderung der Kirchenleitung, dass sich neugeweihte Priester ganz auf diese Form verpflichten sollten.
Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein soll. Durch Verbindungen zur Assyrischen Kirche des Ostens feiert sie ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Im Zuge der portugiesischen Kolonialisierung wurden die Thomaschristen zur Übernahme westlicher Formen und Hierarchien gezwungen und zerbrachen in mehrere Kirchen. Bereits jetzt gibt es zwei katholische Kirchen der Thomaschristen: Neben den Syro-Malabaren besteht die kleinere syro-malankarische Kirche, die ihre Liturgie im westsyrischen Ritus feiert. (KNA)