Befreiungstheologe Gustavo Gutierrez gestorben
Der Mitbegründer der Befreiungstheologie, Gustavo Gutierrez, ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 96 Jahren, wie die Dominikaner in Peru am Mittwoch auf Facebook mitteilten. Dutzende Universitäten hatten den peruanischen Theologen mit einem Ehrendoktortitel ausgezeichnet. Zudem erhielt Gutierrez wichtige internationale Ehrungen. 1999 trat er dem Dominikanerorden bei.
Die vom Vatikan kritisch beurteilte Befreiungstheologie reagierte vor allem seit den 1960er-Jahren auf wachsende soziale Missstände in Lateinamerika. Gutierrez' 1971 erschienenes und in viele Sprachen übersetztes Buch "Theologie der Befreiung" gab der Bewegung ihren Namen. Sie bemühte sich um Antworten auf die Unterdrückung und Entrechtung von Menschen.
Der 1928 geborene Gutierrez studierte in Lima, Löwen und Lyon Medizin, Philosophie, Psychologie und Theologie. Lange Zeit war der katholische Priester als Professor für Theologie und Sozialwissenschaften an der Katholischen Universität in Lima tätig. In den vergangenen Jahren arbeitete er – auch kritisch – die historischen Hintergründe der Befreiungstheologie auf. Weiterhin plädierte er für eine theologische Relevanz der "Option für die Armen". Er räumte aber "Übertreibungen, sogar einige Irrtümer" der Theologie der Befreiung ein und distanzierte sich wiederholt vom Marxismus. (KNA)