"Koloss Kirche bewegt sich nur langsam und nur auf großen Druck"

Jeppesen-Spuhler: Vatikan hat keinen Respekt für Weltsynode

Veröffentlicht am 24.10.2024 um 11:36 Uhr – Lesedauer: 

Bern ‐ Helena Jeppesen-Spuhler hat bereits Anfang der Woche das Treffen der Studiengruppe zur Frauenfrage bei der Weltsynode kritisiert. Nun legt die Schweizer Synodale nach und wirft dem Vatikan fehlenden Respekt für die Synode vor.

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Helena Jeppesen-Spuhler, Schweizer Delegierte bei der Weltsynode, hat dem Vatikan vorgeworfen, den Teilnehmern der Synode keinen Respekt entgegenzubringen. Sie fühle sich vom Vatikan mit Blick auf die Frage der Frauenweihe hintergangen, sagte Jeppesen-Spuhler dem "Pfarrblatt Bern" am Mittwoch. "Das sind nicht nur wir Frauen, sondern auch Kardinäle und Bischöfe, die empört sind, dass dieses wichtige Thema der Ämter generell und der Rolle der Frau nicht bearbeitet wurde." Die Synode habe dazu eine vertiefte Arbeit gefordert, so die Synodale.

Jeppesen-Spuhlers Kritik bezog sich auf den Eklat um die Vorstellung der Arbeit der Studiengruppe zu kirchlichen Ämtern und zur Frauenweihe am vergangenen Freitag. Bei dem Treffen waren weder der Leiter der Gruppe, Glaubenspräfekt Kardinal Víctor Manuel Fernández, noch andere Mitglieder anwesend. Zur bisher geleisteten Arbeit konnten die anwesenden Vertreter des Glaubensdikasteriums keine Angaben machen. Fernández entschuldigte nach der großen Empörung durch die anwesenden Synodalen und kündigte ein neues Treffen für diesen Donnerstag an.

"Die Frauenfrage ist eines der Hauptthemen"

Die Weltsynode wolle zunächst dieses Treffen abwarten und anschließend eventuell die Forderungen an den Vatikan zur Beschäftigung mit dem Thema Frauenweihe erneuern, so Jeppesen-Spuhler. "Man darf nicht vergessen, der Koloss Kirche bewegt sich nur langsam und nur auf großen Druck." Sie nehme an, die Studiengruppe bestehe nur aus Mitarbeitern des Glaubensdikasteriums. Die Zusammensetzung sei sicher nicht so, wie die Synode sie wollte: "Also, eine Studiengruppe, die sich auch mit der Weihefrage von Frauen beschäftigt, die synodal arbeitet und aus Mitgliedern aus allen Kontinenten bestehen sollte."

Sie habe den Eindruck, dass der Vatikan beim Thema der Frauenweihe blind der Meinung von Papst Franziskus folge, der mehrfach gesagt habe, dass er die Zeit nicht reif für Diakoninnen halte, sagte die Schweizer Synodale. Am Montag hatte Fernández in einer Ansprache in der Synodenaula diese Ansicht des Papstes erneut wiedergegeben. Es wäre nicht hilfreich für den synodalen Prozess, die Weltsynode an der Frage der Diakoninnenweihe aufzuhängen. "Dennoch, die Frauenfrage ist eines der Hauptthemen. Deswegen kommt das Thema auch jetzt immer wieder." Jeden Tag würden bei den Pressekonferenzen Fragen zur Frauenweihe gestellt. "Wir müssen am Thema dringend weiterarbeiten", sagte Jeppesen-Spuhler. Die Kirche in der Schweiz könne in Rom ihre guten Erfahrungen mit Gemeindeleiterinnen und -leitern eingeben. "Die Weltkirche würde davon enorm profitieren." (rom)