Synodenberater Autiero zieht ernüchterndes Fazit

Theologe: Kirchliche Realität weit entfernt von synodaler Gemeinschaft

Veröffentlicht am 28.10.2024 um 12:13 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Viele Teilnehmer seien nach dem Ende der Synode wahrscheinlich enttäuscht nach Hause gefahren, glaubt Antonio Autiero. Der Berater der Weltsynode macht beim Thema Synodalität einen großen Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit aus.

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Der Theologe Antonio Autiero hat ein ernüchterndes Fazit der am Sonntag im Vatikan zu Ende gegangenen Weltsynode gezogen. Während der Beratungen habe er wahrgenommen, "dass die Realität der Kirche weit weg von dem Bild einer synodalen Gemeinschaft ist", sagte Autiero am Montag auf Anfrage von katholisch.de. Der Weg zu gelebter Synodalität in der Kirche sei lang, komplex und schwierig, so der emeritierte Münsteraner Moraltheologe. Autiero nahm als theologischer Berater an der vierwöchigen zweiten Sitzungsperiode der Weltsynode teil.

Nach dem Ende der Synode gebe es zwar keine "konkreten Früchte" der Beratungen, so der Theologe weiter. Die Kirchenversammlung habe jedoch die Gelegenheit geboten, die Probleme der Kirche in den verschiedenen regionalen Kontexten weltweit zur Kenntnis zu nehmen und die Unterschiede nicht als ein Problem, sondern als eine Ressource zu sehen. "Doch ist meines Erachtens eine Überbetonung der notwendigen 'Einheit' der Kirche, die eher als Uniformität verstanden wird, ein Hindernis, um die Differenzen positiv zu bewerten."

Starre Hierarchie in Kirche sei eigentliches Problem

Viele Teilnehmer der Synode seien aufgrund fehlender konkreter Beschlüsse wahrscheinlich enttäuscht nach Hause gefahren, so der Theologe. "Aber man kann die Sache auch mit anderen Augen sehen: nämlich, nach Hause gehen und vor Ort neu beginnen." Denn die Aufwertung der Ortskirchen sei ein bedeutender Diskussionspunkt bei der Weltsynode gewesen. "Diese Perspektive, die aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil stammt, soll vor Ort neue kirchliche Praxis inspirieren, neue Energien generieren, neue Strukturen erzeugen." Sollte das gelingen, wäre das ein konkretes Ergebnis der Synode.

"Selbstverständlich verlangt dies Mut und Entschiedenheit vonseiten der Ortskirche als Gesamtgemeinschaft, einschließlich der Leitung – besonders des Bischofs", gab Autiero zu bedenken. "Der starre hierarchische Aufbau der Kirche ist das eigentliche Problem." Diese Struktur könne zu Klerikalismus, zur Unterordnung des Volkes Gottes und insbesondere der Frauen in der Kirche führen. Der 76-jährige Autiero stammt aus Neapel und wurde 1972 zum Priester geweiht. Von 1991 bis 2013 war er Professor für Moraltheologie an der Universität Münster. (rom)