Weltsynoden-Ergebnisse waren zu erwarten – und reichen nicht
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Das Ergebnis der Weltsynode ist nicht überraschend, auch nicht, dass es kein klares Votum für eine Diakoninnenweihe gibt. Letztlich ist es gut so, denn ein solches Votum wäre zu wenig gewesen und wäre dennoch bejubelt worden. Für Geschlechtergerechtigkeit hätte sich die Mehrheit der Synode aussprechen müssen, für Beendigung sämtlicher Einschränkungen, was die Ordination von Frauen* angeht und dies verbunden mit der Forderung, das hierarchische System insgesamt zu hinterfragen, da ein geschlechtergerechter Klerikalismus auch keine Lösung wäre. Dass dieser Gedanke illusorisch ist, bedeutet nicht, dass er unangemessen ist.
Das Ergebnis, so wie es ist, entspricht dem, was zu erwarten war. Und die Reaktionen? Konservative Neuevangelisierer äußern Zufriedenheit, Reformorientierte greifen Textstellen auf, die ihnen zielführend erscheinen. Enttäuschung bekunden manche und versuchen dennoch, kleine Schritte positiv zu deuten, weil sie in ihren Gemeinden oder Verbänden mit Menschen verbunden sind, die kirchliches Leben immer noch konstruktiv gestalten wollen. Weltweit betrachtet gibt es Katholik*innen, die hoffen, dass Textabschnitte wie 60 (Frauen) oder 77 (Lai*innen) ihnen helfen werden, Schritte zu gehen, die bisher unmöglich waren.
Dass 97 Synodale den vorsichtigen Würdigungsversuchen bezüglich Frauen in der Kirche nicht zustimmen konnten (60) wird allerdings dazu führen, dass weitere Frauen keine Energie mehr in demütigende, innerkirchliche Endlosschleifen investieren werden. Wer Partizipationssimulation nicht mehr erträgt, springt ab und schafft sich Freiraum.
Im Abschlusstext ist die Rede vom Schmerz aufgrund Missachtung der Würde, von Missbrauch, Schuld und Bekehrungsnotwendigkeit. Mitglieder des Klerus werden als Täter erwähnt, von Unzulänglichkeiten der Kirche ist die Rede. Der immanente Machtmissbrauch in System und Lehre ist kein Thema. Beschworen werden Einheit in Vielfalt, Harmonie und Synodalität. Konkretisierungen zeigen guten Willen, doch das reicht nicht aus. Wahrscheinlich ist, dass in der Synodenaula Betroffene von sexuellem und mehr noch spirituellem Missbrauch waren und ebenso Täter*innen und Vertuscher*innen. Kam das unter Ausschluss der Öffentlichkeit zur Sprache? Wird es jemals eine Synode geben, die sich an die Abgründe in Geschichte und Gegenwart dieser so gar nicht "heiligen" Kirche wagen und sie zur Sprache bringen wird? Was würde es bewirken?
Die Autorin
Regina Nagel ist Vorsitzende des Gemeindereferent*innen-Bundesverbands und verantwortliche Redakteurin der Verbandszeitschrift "das magazin". Sie ist Mitherausgeberin eines Buchs zu spirituellem Missbrauch an Frauen in der katholischen Kirche (Selbstverlust und Gottentfremdung, Patmos 2023).
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.