Standpunkt

Katholische Kritik an Halloween ist peinlich und schädlich

Veröffentlicht am 31.10.2024 um 00:01 Uhr – Von Tobias Glenz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Zu Unrecht oft die Kirche, kommentiert Tobias Glenz. Das zeigten die Warnungen vor Halloween. Die seien nicht nur peinlich, sondern sogar schädlich – dabei biete das Fest eine Chance.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Alle Jahre hört man sie wieder: Warnungen aus den Reihen der katholischen Kirche vor Halloween. Die reichen bis hin zu einer angeblichen "Zunahme an Blasphemie", einer Anfälligkeit für "Handlungen des Teufels" oder dem Einzug "böser Geister". Ganz zu schweigen von der Furcht, dass christliches Brauchtum durch das unchristliche Fest Halloween verdrängt werde. Da möchte man frei heraus fragen: Echt jetzt, Leute? Euer Ernst?

Vom "US-Trend" Halloween, der erst in jüngerer Vergangenheit auf Europa übergeschwappt ist, darf man sicher halten, was man will. Kritik an einer gewissen Konsumorientiertheit ist legitim (wobei davon auch das Christentum ein Lied singen kann – Hallo? Weihnachten?). Zudem mag es mehr Vandalismus als üblich bei dem abendlichen Treiben geben. Aber eines ist Halloween sicher nicht: eine "echte Gefahr", bei der Tod, Teufel und Hexerei zelebriert würden.

Kinder, die auf der Jagd nach Süßigkeiten verkleidet durch die Straßen ziehen, und Jugendliche, die abends kostümiert feiern gehen, machen Halloween schlicht zu dem, was es laut manchem Kirchenvertreter nicht ist: einem unschuldigen, sorglosen Spaß. Wenn hier kirchlicherseits vor Okkultismus oder gar Satanismus gewarnt wird, ist das – was die meisten Menschen betrifft – einfach peinlich und falsch.

Und obendrein sind Stellungnahmen dieser Art schädlich: Wieder einmal spricht "die" Kirche ein Verbot aus – wieder einmal wird sie ihrem Ruf als Spaßbremse gerecht. Und das bei einem Fest, das gerade für die junge Generation attraktiv ist, die wiederum die Zukunft der Kirche darstellt bzw. sie sein könnte. Klüger wäre es da doch, dass man Halloween als Chance begreift und kirchliche Angebote für junge Menschen zum 31. Oktober schafft. Immerhin lässt sich das zwar im Ursprung heidnische, aber einst bereits katholisch geprägte Brauchtum des "Vorabends von Allerheiligen" (All Hallows' Eve) doch wunderbar aufgreifen.

Also, liebe Kirche: Weniger "Nein" sagen, weniger Ängste vor dem eigentlich Harmlosen äußern, dafür mehr feiern und feiern lassen. In diesem Sinne: Happy Halloween! Eine besinnliche Zeit an Allerheiligen und -seelen! Und in ökumenischer Verbundenheit: Einen frohen Reformationstag!

Von Tobias Glenz

Der Autor

Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.