Wo gibt es Hilfe?
Dass Trauernde in ihrer Verzweiflung nicht allein gelassen werden, dafür sorgen auf Dekanatsebene Pfarrer, Pastoral- und Gemeindereferenten sowie ehrenamtliche Mitarbeiter, die oft eine Ausbildung als Trauerbegleiter absolviert haben. "Sterbende und Trauernde zu begleiten, ist ein wichtiger Auftrag der katholischen Kirche, der in allen Bistümern und Diözesen ernst genommen wird", erklärt Pastoralreferent Ulrich Keller, Fachreferent Trauerpastoral in der Erzdiözese München und Freising.
"Wir müssen Trauernden nachgehen. Denn oft genug ziehen sich die Hinterbliebenen zurück. Kirche darf diese Menschen nicht fallen lassen oder vergessen. Dazu gehören Besuche - nicht nur vor der Beerdigung, sondern auch noch Wochen später. Denn Trauernde haben oft nicht die Kraft, sich selber Hilfe zu holen. Da müssen wir Seelsorger zur Stelle sein und ihnen Wege aufzeigen. Das funktioniert aber nur durch eine gute Vernetzung von Angeboten und Anbietern."
So wie in der Erzdiözese München und Freising gibt es auch in andere Bistümern zahlreiche Angebote vor Ort, etwa Trauer-Cafes, in denen sich Betroffene treffen können; Einzelgespräche; Gottesdienste; Gruppen für Witwen und Witwer, verwaiste Eltern, trauernde Geschwister sowie für Menschen, die einen lieben Angehörigen durch Suizid verloren haben.
Auf dem Trauerweg begleiten
Ein Beispiel für gut organisierte Trauerpastoral in der Erzdiözese München und Freising ist das Dachauer Forum e. V., eine Einrichtung der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Dachau. "Kernanliegen der Kirche ist es, Menschen auf ihrem Trauerweg zu begleiten", erklärt Pastoralreferent Peter Heimann. "Wir vernetzen Seelsorge, Liturgie, Beratung und Erwachsenenbildung." Der Pastoralreferent ist Dekanatsbeauftragter für die Seelsorge mit Trauernden.
Gemeinsam mit einem Pfarrerkollegen und evangelischen und katholischen Mitarbeitern erstellt er ein Jahresprogramm, das die unterschiedlichen Bedürfnisse von Trauernden aufgreift und ihnen Hilfe und Unterstützung bietet. Die Angebote finden oft statt in der Katholischen Landvolkshochschule Petersberg in Erdweg und in Kooperation mit dem Evangelischen Podium.
"Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit wird es Trauernden immer schwer ums Herz", weiß Peter Heimann. "Deshalb bieten wir seit nunmehr zehn Jahren einen Tag unter dem Motto 'Weihnachten ohne Dich' an. Wir laden trauernde Menschen zum Gespräch, zu Gemeinschaft, Abendessen und Gottesdienst ein. Sogar eine Übernachtung im Bildungshaus ist möglich."
Auch Klöster, etwa das der Missions-Benediktinerinnen in Bernried am Starnberger See, öffnen über Weihnachten ihre Pforten für Menschen, die das Fest zurückgezogen, aber dennoch nicht allein verbringen möchten. "Es gibt Gesprächsangebote, darüber hinaus tut das Leben im Rhythmus der Ordensschwestern gut", sagt Peter Heimann. "Hinzu kommt die wunderschöne Umgebung, die zum Spazierengehen einlädt."
Ganz neu im Angebot des Dachauer Forum steht das Wochenendseminar "Trauer- und Abschiedsrituale". "Rituale sind bei der Verarbeitung der Trauer wichtig", erklärt Pastoralreferent Heimann. "Das Anzünden einer Kerze, Weihrauch, Segnungen einzeln oder in der Gruppe: Solche Symbole und Zeichen unterstützen den Weg der Trauer, da sie in den Tiefenschichten der Persönlichkeit wirken. Die Teilnehmenden an diesem Wochenende lernen alte und neue Trauer- und Abschiedsrituale für den Alltag."
Vielfältiges Angebot für Trauernde
Meditatives Tanzen für Menschen in Trauer, Segensgottesdienste oder besonderes jahreszeitliche Angebote stehen ebenso auf dem Programm wie regelmäßige Treffen in Trauercafes oder in Gruppen für Trauernde mit besonderen Bedürfnissen, etwa für verwaiste Eltern oder für Angehörige, die einen lieben Menschen durch Suizid verloren haben.
"Es ist uns gelungen, ein gutes Netzwerk aufzustellen und unsere Angebote nicht nur im kirchlichen, sondern auch im öffentlichen Raum auszulegen, etwa in Stadtbüchereien, Apotheken, Kliniken und Arztpraxen", erklärt Peter Heimann. Der Pastoralreferent kümmert sich darüber hinaus in Einzelgesprächen um Trauernde, etwa um eine junge Frau, die ihre Schwester durch Suizid verloren hat und nun mit ihrem kleinen Sohn und dem Kind der toten Schwester zusammenlebt. In Fällen wie diesem gibt Peter Heimann auch mal seine private Mobiltelefonnummer preis. "Menschen in tiefster Verzweiflung brauchen auch mal mitten in der Nacht ein Gespräch", sagt er. "Da darf dann meine Arbeit als Seelsorger nicht aufhören."
Was ihm Kraft gibt für seine vielfältigen und nicht immer leichten Aufgaben? "Die Stille, meine Waldläufe und Fahrradtouren, Supervision und - last but not least - meine Ehefrau", zählt er auf. "Sie ist selber vom Fach, und ich brauche ich nicht groß zu erklären, was mit mir los ist, wenn ich mich wieder mal zurückziehen muss, um zur Ruhe zu kommen."