Standpunkt

Es braucht die sozialethische Stimme der Kirche im Wahlkampf

Veröffentlicht am 03.12.2024 um 00:01 Uhr – Von Thomas Arnold – Lesedauer: 

Dresden ‐ Vielen Arbeitnehmern dürfte gerade nicht besonders adventlich zumute sein: Die wirtschaftliche Lage ist düster, Stellenabbau droht in vielen großen Unternehmen. Thomas Arnold sieht daher die Kirche in der Pflicht, Debatten über Arbeit und Wohlstand sozialethisch mitzugestalten.

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"Advent heißt, das Beste kommt erst noch", fasste der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die vorweihnachtliche Zeit am Sonntag in Rottenburg zusammen. Das stimmt natürlich beim Blick in Kinderaugen ebenso wie für den transzendent christlichen Weitblick. Und selbst für Parteistrategen dürfte nach Kandidatenstreit und D-Day diese Verheißung einen zuversichtlichen Ausblick für das neue Jahr geben.

Vielen Arbeitnehmern im Land dürfte aber der Blick auf die nahende Zukunft weniger adventlich vorkommen. Zu viele Unternehmen haben in den vergangenen Wochen Stellenabbau und eine Verringerung ihrer Produktionskapazitäten in Deutschland angekündigt. Mag in einzelnen Fällen fehlerhafte Management-Entscheidung die Ursache sein, wird die Mehrheit der Unternehmer eher auf die wirtschaftliche Flaute reagieren. Zwar wird der demografische Wandel das Gefühl einer Massenarbeitslosigkeit vermeiden. Aber drei Millionen Arbeitslose werden in wenigen Monaten voraussichtlich wieder zur Realität Deutschlands gehören.

Mit der Bundestagswahl werden die Menschen im Land auch über ordnungspolitische Maßnahmen entscheiden. Es geht um ein Austarieren ökologischer, ökonomischer und sozialer Interessen durch ein künftiges Mehr oder Weniger staatlicher Eingriffe. Unser Land wird aber auch über den künftigen Wert und Würde der Arbeit nachdenken müssen. Ihre Bedeutung für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft sind vielfältig. Sie wird gebraucht, um Wohlstand für viele zu gewährleisten und gerecht gegenüber den Schwächeren zu sein.

Die Bedeutung der Arbeit stellt aber auch die Frage, in welchem Maß Work-Life-Balance, Home Office und die erhebliche Verringerung der 40-Stunden-Woche mit Wohlstand, erfolgreichem Unternehmertum in Deutschland und dem Solidaritätsappell für die ganze Gesellschaft in der Zukunft gelingend vereinbaren lässt. In der Krise ist die Zeit reif, dass die Kirche sich mit einer sozialethischen Reflexion auf Grundlage ihres Glaubens zu Wort meldet. Es könnte in der anstehenden Regierungsbildung zur ethischen Leitplanke werden. Denn "das Beste kommt erst noch".

Von Thomas Arnold

Der Autor

Dr. Thomas Arnold baut im Leitungsstab des Sächsischen Staatsministeriums des Innern den Bereich strategische Planung, Organisationsentwicklung und Controlling auf. Zuvor leitete er von 2016 bis 2024 die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.