Standpunkt

Bei Weihnachtsgottesdiensten muss die Kirche kreativ werden

Veröffentlicht am 12.12.2024 um 00:01 Uhr – Von Christoph Paul Hartmann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Gottesdienstbesuch ist auch an Weihnachten keine Selbstverständlichkeit mehr, zeigt eine neue Studie. Auf diese Bedingungen muss sich die Kirche einstellen, kommentiert Christoph Paul Hartmann – und fordert neue liturgische Formen.

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Weihnachten? Zumindest da gehen die Leute doch noch in die Kirche. Das war einmal. Gerade einmal schmale 16 Prozent der Deutschen wollen in diesem Jahr einen Weihnachtsgottesdienst besuchen, zeigt eine Studie der Universität der Bundeswehr in München. Das ist zwar ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr, vor Corona ging allerdings noch ein knappes Viertel der Bundesbürger zu Weihnachten in die Kirche.

Selbst das Weihnachtsfest hat also seine kirchlich-liturgische Selbstverständlichkeit verloren. Hieß es früher "Heißt doch auch die willkommen, die nur an Weihnachten den Gottesdienst besuchen", muss sich die Kirchen heute eher überlegen, wie sie Menschen grundsätzlich wieder für die spirituelle Komponente des Festes sensibilisieren kann. Denn – auch das zeigt die Studie – Werte wie gemeinsame Zeit mit den Liebsten und Besinnung stehen durchaus hoch im Kurs. Nur braucht dafür heute eben niemand mehr die Christmette. Zu Hause eine Kerze anzuzünden und Weihnachtsmusik laufen zu lassen, reicht vielen schon.

Was dabei jedoch fehlt: Gemeinschaft geht über den eigenen familiären Kern hinaus. Im Zeitalter der Individualisierung ist die Vereinzelung stets nah. Hier kann die Kirche ansetzen, mit Angeboten, die auch Menschen außerhalb der Kirchenblase zusammenführen, sie das besondere Momentum des Zusammenhalts, der wortwörtlich "geweihten Nacht" erleben lassen. Lichterfeiern draußen mit anschließendem Beisammensein könnten da zum Beispiel ein Format sein. Nicht zu lang, dafür emotional ansprechend, mit ein bisschen Froher Botschaft und ein bisschen Zusammensein mit anderen Leuten. Denn insbesondere für Fernstehende ist eine Eucharistiefeier oft kaum anschlussfähig. Sie brauchen andere Zugänge zu Spiritualität und dem Hinausdenken über den eigenen Dunstkreis.

Die Feiern können niedrigschwellig sein, ohne den Glauben völlig auszuhöhlen. Es geht vielmehr darum, die weihnachtliche Botschaft auf den Punkt und in die Lebenswirklichkeit der Menschen zu bringen. Denn zur Menschwerdung Gottes gehört die Zuwendung zum Nächsten elementar dazu.

Das alles soll die klassischen Christmetten und Weihnachtsgottesdienste nicht ersetzen. Aber es geht auf eine Welt ein, für die überkommene liturgische Formen nicht mehr funktionieren. Eine Kirche, die in dieser Welt ein "Licht der Völker" sein will, muss sich auf diese Welt einstellen.

Von Christoph Paul Hartmann

Der Autor

Christoph Paul Hartmann ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.