Konstantin Bischoff: Auch Diskussionen sind geistliches Geschehen
Nach der zweiten Sitzung des Synodalen Ausschusses im Sommer hatte es Unmut über die geistliche Begleitung durch Schwester Igna Kramp und Peter Hundertmark gegeben. In einem Schreiben informierten die beiden geistlichen Begleiter die Ausschuss-Mitglieder nun, dass sie ihre Ämter zurückgeben. Bei der dritten Sitzung des Synodalen Ausschusses haben daher Schwester Katharina Kluitmann und Konstantin Bischoff die Aufgabe der geistlichen Begleitung übernommen. Wie er geistliche Begleitung versteht, erklärt Bischoff im katholisch.de-Interview am Rande des Synodalen Ausschusses.
Frage: Herr Bischoff, im Vorfeld der jetzigen Sitzung des Synodalen Ausschusses gab es Diskussionen über die Geistliche Begleitung für das Gremium. Die beiden bisherigen Begleiter haben ihre Ämter zurückgegeben. Wie haben Sie die Diskussionen erlebt?
Bischoff: Die geistliche Begleitung bei der zweiten Sitzung des Synodalen Ausschusses in Mainz hat sich in ihrer Art und Weise stark von der geistlichen Begleitung des Synodalen Wegs unterschieden. Man hat die beiden geistlichen Begleiter ganz dezidiert darum gebeten, im ignatianischen Sinne die Sitzungen zu unterbrechen. Warum diese Entscheidung so getroffen wurde, weiß ich nicht. Meine Wahrnehmung war, dass das von vielen Mitgliedern des Ausschusses durchaus kritisch wahrgenommen wurde. Kritisch war dabei aber nicht, dass es Unterbrechungen auf ignatianische Art gab, sondern eher die Art und Weise und vielleicht auch die Tonalität und die Massivität.
Frage: Wie bewerten Sie es, dass die beiden geistlichen Begleiter ihre Ämter zurückgegeben haben?
Bischoff: Es ist das grundsätzliche Recht von Menschen, die für eine Aufgabe angefragt werden, diese auch wieder zurückzugeben, wenn sie merken, dass sie den Auftrag nicht erfüllen können oder ihn anders erfüllen würden. Das würde ich nicht politisch aufladen.
Frage: Warum haben Sie sich dazu entschieden, gemeinsam mit Schwester Katharina Kluitmann die geistliche Begleitung für diese Sitzung des Synodalen Ausschusses zu übernehmen?
Bischoff: Satzungsgemäß sind Schwester Katharina und ich nicht die geistliche Begleitung des Synodalen Ausschusses, weil wir Mitglieder sind. Wir nehmen diese Aufgabe vertretungsweise wahr, weil es gerade keine geistliche Begleitung im Sinne der Satzung gibt. Das tun wir schlichtweg auf Anfrage des Präsidiums hin, das Schwester Katharina und mir als Pastoralreferent:innen und Seelsorgenden zutraut, das in einer Art und Weise zu tun, die ein Gespür für die Versammlung des Ausschusses haben und zugleich die beiden Rollen miteinander verbinden können.
Frage: Sie sprechen die Rollen an: Zum Auftakt der Synodalversammlung haben Sie gesagt, sie machen geistliche Begleitung aus der Mitte der Synodalen heraus. Was bedeutet das?
Bischoff: Mein ganz persönlicher Ansatz ist, dass Reden und Diskutieren ein geistlicher Prozess sind. Also nicht nur Beten, Singen und Schweigen, sondern durchaus auch die harte Diskussion, das ernsthafte Streiten miteinander und das Zuhören. Insofern versuchen wir mit unserer geistlichen Begleitung und unseren Inhalten uns immer wieder auszurichten. Wir hören deswegen Abschnitte aus dem Abschlussdokument der Weltsynode, um ganz bewusst auch den geistlichen Charakter von Synodalität mit in unsere Versammlung zu holen. Das verbinden wir mit biblischen Texten.
Frage: Wie viel Gebet braucht denn der Synodale Ausschuss? Offenbar herrscht ja bei vielen Mitgliedern des Ausschusses der Wunsch, hart zu diskutieren und nicht so sehr unterbrochen zu werden.
Bischoff: Nochmals: Diskussion ist geistlicher Prozess. Es gibt hier ausschließlich einen geistlichen Prozess. Wie viel Gebet es braucht, steht auf einem anderen Blatt. Ich glaube, dass immer wieder betendes und schweigendes Unterbrechen guttut – aber das bitte nicht quantifiziert, sondern qualifiziert.
Frage: Bei der Weltsynode wurde ja die Methode des geistlichen Gesprächs von vielen gelobt. Wäre das auch eine Alternative für den Synodalen Ausschuss?
Bischoff: Ich glaube, dass diese "Conversation in the Holy Spirit", die ich im internationalen Austausch mit Laientheologinnen und -theologen intensiv kennenlernen durfte, ein sehr gutes Mittel ist, um grundsätzlich über Themen ins Gespräch zu kommen. Wenn es hier als Kleingruppenarbeit zu Fragen der Synodalität oder zum Verständnis des Kirchenbildes gibt, dann mit Sicherheit. Allerdings ist diese Methode auch kein Allheilmittel. Satzungsdiskussionen kann man damit ebenso wenig führen wie Finanzdiskussionen. Gerade bei Grundsatzfragen in den Kleingruppen, die jetzt nach und nach für die Arbeit des Synodalen Ausschusses eingerichtet werden, ist das eine gute Methode, weil man so auf Minderheiten oder einem fremde Positionen achten kann. Für die Plenarversammlung halte ich das aber in den wenigsten Fällen für geeignet.
Frage: Blicken wir ein wenig in die Zukunft: Wie geht es weiter mit der geistlichen Begleitung des Synodalen Ausschusses? Werden Sie auch bei der nächsten Sitzung des Ausschusses in Magdeburg als geistliche Leitung auftreten?
Bischoff: Das ist eine Fragestellung des Präsidiums. Grundsätzlich ist der Auftrag aus der Satzung, dass es eine externe geistliche Begleitung gibt. Das Präsidium hat daher das Recht, jemanden dafür zu suchen. Ich würde gerne am Ende der Versammlung ein Gespür dafür bekommen, ob das, was wir getan haben, dienlich war. Das ist das Kriterium und nicht zuerst die Frage, ob mir die Aufgabe Spaß macht.