Zum Beginn des kirchlichen Pilgerevents

Fragen und Antworten: Das Wichtigste zum Heiligen Jahr

Veröffentlicht am 24.12.2024 um 00:01 Uhr – Von Matthias Altmann – Lesedauer: 

Rom ‐ Das Heilige Jahr startet. Millionen Pilger aus aller Welt werden in den kommenden Monaten in Rom erwartet. Was macht das große Glaubensereignis aus? Wie läuft es diesmal ab? Und was ist in Deutschland dazu geplant? Katholisch.de stellt alle wichtigen Informationen zusammen.

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Ein Jahr lang steht Rom noch mehr im Zentrum der Weltkirche: Das Heilige Jahr beginnt. Zu diesem Großevent des Glaubens werden bis zu 45 Millionen Pilger erwartet – die Ewige Stadt rechnet mit einem neuen Besucherrekord. Katholisch.de beantwortet zum Start zentrale Fragen.

Was ist das Heilige Jahr?

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Regulär wird es alle 25 Jahre begangen. Biblisches Vorbild ist das alttestamentliche Jubeljahr (vgl. Levitikus 25): Danach waren alle Israeliten aufgerufen, nach dem siebten der alle sieben Jahre stattfindenden Sabbatjahre – also jeweils im 50. nach 49 Jahren – ihren Untergebenen alle Schulden zu erlassen, sie aus der Schuldsklaverei zu entlassen und ihnen ihr Erbland zurückzugeben.

Das erste Heilige Jahr in der katholischen Kirche wurde 1300 von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgerufen. Ursprünglich als Ereignis alle hundert Jahre gedacht, wurde es zunächst im Abstand von 50 und dann 33 Jahren – das vermutliche Alter Jesu bei seinem Tod – wiederholt. Der Rhythmus von 25 Jahren besteht seit 1475. Das bislang letzte "ordentliche" Heilige Jahr fand im Jahr 2000 statt.

Neben den "ordentlichen" Heiligen Jahren gab es wiederholt außerordentliche Jubiläen, etwa 1566 angesichts der Bedrohung durch die Türken, 1605 zum Amtsantritt von Papst Paul V., 1983 als besonderes Gedenkjahr der Erlösung, 1987 mit dem Themenschwerpunkt Maria und 2008 anlässlich der Geburt des Apostels Paulus vor 2.000 Jahren. Zuletzt hatte Papst Franziskus ein außerordentliches Heiliges Jahr der Barmherzigkeit von Dezember 2015 bis November 2016 ausgerufen.

Bild: ©KNA (Archivbild)

Papst Franziskus öffnet an Heiligabend die Heilige Pforte am Petersdom.

Worum geht's?

Ziel des Heiligen Jahres ist es, die Gläubigen zur Erneuerung ihres Glaubens und zur Vertiefung ihrer Beziehung zu Gott aufzurufen. Ein wichtiger Bestandteil ist daher die Möglichkeit, einen vollkommenen Ablass zu erlangen, also die Vergebung der zeitlichen Sündenstrafen.

Was sind die zentralen Elemente?

Zentrale Elemente der Heiligen Jahre sind die Pilgerfahrt nach Rom und das Durchschreiten der Heiligen Pforten in den vier Hauptbasiliken (Petersdom, Santa Maria Maggiore, Sankt Paul vor den Mauern und St. Johannes im Lateran).

Wie lautet das Motto und wie ist der Zeitrahmen 2025?

Das Motto des Heiligen Jahres lautet "Pilger der Hoffnung". Offiziell beginnt es an diesem Heiligabend: Papst Franziskus wird im Rahmen der Christmette im Petersdom die dortige Heilige Porte öffnen. Am 26. Dezember öffnet er eine symbolische Heilige Pforte im römischen Gefängnis Rebibbia. In den Tagen bis zum 6. Januar werden dann die weiteren Heiligen Pforten an den drei anderen römischen Hauptkirchen geöffnet. Enden wird das Heilige Jahr am 6. Januar 2026.

Tassen mit dem Logo des Heiligen Jahres
Bild: ©Clara Engelien/KNA

Tassen mit dem Logo des Heiligen Jahres 2025 in einem römischen Shop.

Welche Veranstaltungen gibt es?

Über das ganze Jahr verteilt finden in der Stadt zahlreiche Veranstaltungen statt, die sich mehrheitlich jeweils an konkrete Personengruppen richten. So gibt es unter anderem spezielle Events für Ehrenamtliche (8./9. März), für Menschen mit Behinderung (28./29. April), für Familien (30. Mai/1. Juni), für Jugendliche (28. Juli bis 3. August) sowie für Migranten (4./5. Oktober). Auch eine Wallfahrt für LGBTQ-Personen soll es geben: Sie ist für den 5. September vorgesehen. Aktuell ist diese nicht im offiziellen Programm des Heiligen Jahrs zu finden, Medienberichten zufolge soll sie aber bald wieder aufgenommen werden. Daneben gibt es viele kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen und Konzerte.

Wie ist das mit dem Ablass?

Zum Heiligen Jahr gehört die Möglichkeit für Gläubige dazu, einen Generalablass zu erhalten. Die Bedingungen hat die für Ablässe und andere Gnadenerweise zuständige Vatikan-Behörde, die Apostolische Poenitentiare, Mitte 2024 festgelegt. Man erhält den Heilig-Jahr-Ablass grundsätzlich, wenn man zu Stätten des Jubiläums in Roms pilgert und eine der Heiligen Pforten durchschreitet. Den Ablass können nur Gläubige erlangen, die getauft und nicht exkommuniziert sind und sich im “Stand der Gnade” befinden: Sie müssen „geläutert (werden) durch das Sakrament der Buße und gestärkt durch die Heilige Kommunion“. Möglich ist auch, eine Wallfahrt zu Kathedralkirchen und vom jeweiligen Ortsbischof bestimmten Kirchen oder ins Heilige Land zu unternehmen. Denn anders als im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit 2015 wird es diesmal außerhalb Roms keine Heiligen Pforten geben. Ausnahmsweise können im Heiligen Jahr auch zwei Ablässe an einem Tag erlangt werden, der zweite Ablass gilt aber nur zugunsten von Verstorbenen.

Man kann den Generalablass aber auch auf anderen Wegen als durch eine Pilgerfahrt erhalten. Der Vatikan hat dafür mehrere Möglichkeiten eröffnet: So können sich Kranke und Gefangene auch rein geistig mit den Pilgernden vereinen, um einen Ablass zu gewinnen. Zudem zählen auch Werke der Barmherzigkeit wie Alten- und Krankenbesuche und Spenden für wohltätige Zwecke als mögliche Mittel, um einen Erlass zeitlicher Sündenstrafen zu erlangen. Auch Werke der Buße können verrichtet werden:  Zu ihnen zählen laut dem vatikanischen Schreiben. unter anderem ein Tag des Verzichts auf "sinnlose Ablenkungen (reale, aber auch virtuelle, die z.B. durch die Medien und die sozialen Netzwerke hervorgerufen werden)".

Bild: ©Paul Haring/Catholic News Service/KNA (Archivbild)

Pilger überqueren mit einem Kreuz auf dem Weg zur Heiligen Pforte des Petersdoms den Petersplatz. Das letzte Heilige Jahr fand 2016 statt. Es handelte sich um ein außerordentliches Heiliges Jahr; im Zentrum stand die Barmherzigkeit.

Wie meldet man sich für die Veranstaltungen in Rom an?

Das vatikanische Evangelisierungsdikasterium hat eine App namens "Iubilaeum25" konzipiert, mit der sich einzelne Pilger oder kleine Gruppen nach der Registrierung im Pilgerportal im Bereich "Events" zu den großen Veranstaltungen anmelden können. Eine Anmeldung ist auch für das Durchschreiten der Heiligen Pforten notwendig. Unter "Pilgrimage to the Holy Doors" muss man das Datum und die Uhrzeit eingeben, zu dem man die jeweilige Pforte aufsuchen möchte. In dem Pilgerportal gibt es auch den Veranstaltungskalender und weitere nützliche Infos für Rom-Pilger. Alternativ zur App kann man sich auch über die Internetseite iubilaeum2025.va registrieren.

Wer vor Ort Informationen braucht, kann das eigens für das Heilige Jahr eröffnete Pilgerzentrum in der Via della Conciliazione 7 – also in unmittelbarer Vatikannähe – besuchen. Für deutschsprachige Pilger steht natürlich auch das Deutsche Pilgerzentrum in der Via del Banco di Santo Spirito 56 (bei der Engelsburg) zur Verfügung.

Wo kann man übernachten?

Unterkünfte zu finden, könnte für Einzelpilger angesichts des prognostizierten Ansturms ein schwieriges Unterfangen werden. Man kann sich jedoch beispielsweise über das Portal ospitalitareligiosa.it nach einer Bleibe in Klöstern oder anderen religiösen Einrichtungen umschauen. Die Seite ist auch auf Deutsch abrufbar.

Was passiert in Deutschland?

In den Deutschen Bistümern wird das Heilige Jahr in den meisten Fällen um den 29. Dezember mit Pontifikalgottesdiensten in den Kathedralen eröffnet. In jedem Bistum wird es neben der Kathedrale weitere Zentren für das Heilige Jahr geben, wo die Pilger unter anderem auch einen Generalablass erhalten können. Dazu gibt es viele Aktionen in den Diözesen, die das Heilige Jahr thematisieren. Wer sich auf den Weg nach Rom machen will, dies aber nicht allein tun möchte, kann sich auch an die Bistümer werden: Viele bieten im Heiligen Jahr eine Diözesanwalfahrt in die Ewige Stadt an.

Alle Informationen zu den Planungen in den einzelnen Bistümern zum Heiligen Jahr findet man auf den jeweiligen Internetseiten.

Von Matthias Altmann