Übersicht: Darüber predigten die deutschen Bischöfe an Weihnachten
Kriege und Krisen der Zeit standen in diesem Jahr im Fokus der Weihnachtspredigten der deutschen Bischöfe. Auch der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg spielte eine Rolle. Prägend war dabei vor allem eines: Die Botschaft von Hoffnung und Frieden, die die Menschwerdung Gottes vermittelt.
Angesichts zahlreicher Krisen in Deutschland und weltweit warnte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, vor der Sehnsucht nach autoritären Lösungen. Politisch rückten nicht wenige der Partnerstaaten Deutschlands nach rechts, und internationale Institutionen schienen in eine Krise geraten zu sein, sagte Bätzing in seiner Weihnachtspredigt am Mittwoch im Limburger Dom. Er warnte vor dem Wunsch nach einer vermeintlich starken Hand, die für Ordnung sorgen solle. "Gnade uns Gott, wenn solche Reaktionen auf die offensichtlichen Krisenphänomene bei der kommenden Bundestagswahl mehr Befürworterinnen und Befürworter finden."
Nach Einschätzung des Bischofs ist die Gesellschaft tief verunsichert. Die Angst vor einem Krieg in Europa sei die größte Sorge junger Menschen – und nach den Anschlägen von Solingen und Magdeburg gebe es Sorgen um die Sicherheit im öffentlichen Raum. Dazu kämen die Angst vor einer verschlechterten wirtschaftlichen Lage und vor den Folgen des Klimawandels. "Vieles, was wir noch vor wenigen Monaten einigermaßen sicher glaubten, ist durch den unverhohlenen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die kriegerischen Konflikte im Nahen Osten, ausgelöst durch den grausamen Terror der Hamas an unschuldigen Israelis, aus dem Gleichgewicht geraten", sagte Bätzing laut vorab verbreiteten Predigtauszügen.
Die Kirche darf sich aus Sicht Bätzings nicht heraushalten aus schwierigen sozialen Themen und lebensethischen Debatten – wie die zum Anfang und Ende des menschlichen Lebens. Dies gelte auch dann, wenn es laute Stimmen gebe, die sagten, sie hätte sich da nicht einzumischen, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Aufgabe der Kirche sei es, "vor Dynamiken zu warnen und sie zum Besseren zu verändern". Bei allen Herausforderungen setze Weihnachten ein Hoffnungszeichen. "Unsere solidarische Verantwortung füreinander ist die gottgegebene Würde eines jeden Menschen", betonte Bätzing. Die Botschaft "Gott wird Mensch" sei Inspiration. Wer sie aufnehme und ins Herz lasse, setze sich für ein friedvolles und gerechtes Miteinander ein.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx appellierte an die Christen, "die Dinge, wie sie sind, nicht einfach hinzunehmen". Gerade sie sollten an Veränderung, Verbesserung und Zukunft glauben, sagte Marx im Münchner Liebfrauendom. Die weihnachtliche Hoffnung sei Inspiration und Kraftquelle für alle Menschen. "Werdet also Menschen mit einer großen Hoffnung!" Seinen Worten zufolge gilt es, Möglichkeiten zu erkunden, angesichts des Krieges den Frieden zu suchen und inmitten von Gewalt den Weg der Gewaltlosigkeit zu erkennen. Im Dickicht von Hass und Polarisierung sollten Christinnen und Christen Brücken der Versöhnung bauen. Die Hoffnung auf ein Leben in Würde für alle sei keine Utopie, sondern lohne jeden Einsatz im Kleinen wie im Großen.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sprach in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag über den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Auf diesen oder auf gegenwärtige Kriege gebe es an Weihnachten keine einfachen Antworten. "Die Gewaltbereitschaft von Menschen macht uns sprachlos", sagte Kohlgraf laut Predigtmanuskript. Auch er spüre ein großes Maß an Ohnmacht und erschrecke auch an Weihnachten "über das Potenzial an Bösem, das in Menschen steckt", sagte der Mainzer Bischof. "Was in Magdeburg geschehen ist, hätte überall passieren können, auch in Mainz oder anderen Städten und Orten unseres Bistums."
Weihnachten 2024 sei "wohl kein Fest ausgelassener Fröhlichkeit, aber doch ein Fest der Hoffnung, des Miteinanders und des Friedens", betonte Kohlgraf. Denn an Weihnachten gehe es letztlich "um eine Positionierung", so der Bischof. "Stelle ich mich auf die Seite des Lichts, das mit Christus aufgestrahlt ist?" Dann sei man gefordert, auch im Alltag Schritte des Friedens, der Versöhnung und der Suche nach Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zu gehen. Auf der anderen Seite stünden jene, "die andere Menschen verachten und ihrer Würde berauben – in Tat und Wort", sagte Kohlgraf. Es seien Menschen, "die Hass säen, die im anderen nur den Feind sehen, die Gewalt als einzige Lösung gesellschaftlicher Probleme sehen, die andere ausgrenzen und Menschlichkeit zerstören".
Auch der Trier Bischof Stephan Ackermann bezog sich auf die Magdeburger Amokfahrt und betonte, dass sich die Frage nach dem Warum letztlich "wohl nie zufriedenstellend beantworten" lasse. Die Frage danach, was Menschen dazu verleite, anderen Böses anzutun, bleibe womöglich offen, sagte er am Mittwoch in seiner Weihnachtspredigt im Trierer Dom. Wie in Magdeburg raste im Jahr 2020 ein Mann mit einem Geländewagen mit hoher Geschwindigkeit durch Triers Fußgängerzone und steuerte arglose Passanten an. Fünf Menschen starben unmittelbar, zwei weitere im Nachgang der Tat. Heute erinnert ein großes Mahnmal an die Tat, und die Stadt setzt ein "Urbanes Sicherheitskonzept" mit Pollern um. "Die entsetzliche Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg erinnert gleichwohl daran, dass man nicht über das Geheimnis von Gott, Welt und Mensch sprechen kann, ohne daran zu erinnern, dass es auch das Geheimnis des Bösen gibt", sagte Ackermann laut vorab verbreiteten Predigtauszügen.
Auch der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz hat in seiner Weihnachtspredigt Betroffenheit über den Anschlag in Magdeburg bekundet. "Das Leid überwältig", sagte er am ersten Weihnachtstag im Paderborner Dom. "Magdeburg macht sprachlos." Doch angesichts des Unfassbaren brauche es auch ein Wort des Trostes und des Friedens. "Nicht der Hass, sondern Gott hat das erste und das letzte Wort", sagte der Erzbischof. Generell rief Bentz dazu auf, eine sensible Sprache zu wählen. Er warnte vor Worten, "die wie Pfeile ins Herz treffen". So gebe es das propagandistische Wort des Krieges, das die Wirklichkeit verzerre und den Frieden verhindere. Das populistische Wort mancher Machthaber schüre Angst und Hass, um die eigene Macht zu sichern. Das leicht daher gesagte und nicht überprüfte Wort verbreite sich in Medien in Windeseile stelle Menschen an den Pranger wegen ein paar "likes". Bentz kritisierte auch "das schnelle Wort", das Menschen vernichte, sowie das leere Wort, das nicht hält, was es verspricht.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erklärte in seiner Weihnachtsbotschaft mit Blick auf den Anschlag von Magdeburg, Weihnachten sei "gleichzeitig das Fest der Ohnmacht und der Hoffnung! Und in diesem Jahr besonders das Fest der Trauer und des Mit-Leidens mit den Opfern von Magdeburg." Er betonte: "Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass Menschen Unfrieden säen, unsägliches Leid verursachen und unsere Gesellschaft spalten wollen. Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, weil an Weihnachten Gott Mensch geworden ist, einer von uns, ein verletzlicher Mensch."
Koch sieht einen engen Zusammenhang des Weihnachtsfestes mit der Würde des Menschen, wie sie das Grundgesetz definiert. "Die Weihnachtsbotschaft verkündet, dass diese Würde zutiefst unantastbar ist, weil Gott in jedem Menschen aufstrahlt und lebt und nichts uns von seiner Liebe trennen kann. In ihm sind wir Gott sogar ebenbildlich."
Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers sagte, der furchtbare Anschlag von Magdeburg reihe sich "in eine Zeit multipler Krisen ein als ein trauriger Tiefpunkt und eine abgründige Tragödie". Er räumte ein, dass es dieses Jahr schwerfalle, die christliche Weihnachtsbotschaft des Friedens und der Hoffnung zu verkünden. Dennoch: "Trost und Halt schenkt mir, dass sich Gott selbst in diese Welt mit all ihren Abgründen hineingibt und uns gerade in den Dunkelheiten dieser Welt nahe sein will." Weihnachten lade ein, neu hinzusehen: auf das Leben und auf die Verletzlichkeit. Liebe und Hingabe hätten die Kraft, die Welt zu verwandeln.
Vor dem Hintergrund des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt deutete der Magdeburger Bischof Gerhard Feige Weihnachten in diesem Jahr als "heilsame Erinnerung" in bedrückenden Zeiten. "Nur wenige Tage nach dem brutalen Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in unserer Stadt sind es gerade die Erinnerungen an diese Tat, an das Leid und den Schmerz, die vielen Menschen noch nachhängen", sagte er in seiner Weihnachtsbotschaft. "Trotzdem oder gerade deshalb feiern wir Weihnachten, das Fest, das viele mit einer großen Sehnsucht nach Liebe, Heimat und Geborgenheit verbinden." Die Menschwerdung Gottes an Weihnachten vor 2.000 Jahren habe auch nicht in einer heilen und unversehrten Welt stattgefunden, "sondern in der Welt, wie sie ist, zerrissen und widersprüchlich und manchmal kaum auszuhalten". Die christliche Weihnachtsbotschaft lasse aber neuen Mut schöpfen: "Gott will uns nahe sein und uns in allen Nöten und Schwierigkeiten beistehen."
Weihnachten kann laut dem Münsteraner Bischof Felix Genn nur feiern, wer sich auch mit aktuellen Themen wie dem Anschlag von Magdeburg befasst. "Anders ist Glaube nicht möglich, weil er sich immer wieder neu an den Tatsachen dieser Welt reibt und die Tatsachen dieser Welt sich an dieser Wirklichkeit des Glaubens reiben müssen", sagte Genn in einer Predigt am ersten Weihnachtstag. In aktuellen Nachrichten fänden sich keine Verheißung, kein Friede, kein Trost. Diese Situation müssten Christen problematisieren und ihre Botschaft ins Gespräch bringen.
Gott sei das Böse nicht egal, so Genn laut seiner Pressestelle. Er setze sich dagegen ein, tue das aber nicht in einer Allmacht, wie Menschen es sich oft vorstellten. "Er beschneidet nicht die Freiheit, indem er machtvoll Grenzen durchsetzt. Er selber wird Mensch, stellt sich in dieses Drama von Liebe, Freiheit und der Suche nach Gerechtigkeit." Die Wahrheit sei, dass Gott uns unendlich liebe, betonte Genn. Er warte darauf, dass die Menschen ihn aufnähmen. Dafür müssten sie bereit sein, das Unglaubliche zu glauben und an seinem Werk mitzuwirken, die Welt mit Gnade und Wahrheit zu erfüllen. Das gebe Gläubigen eine Widerstandskraft, "die letzten Endes nichts anderes ist als Quelle einer Hoffnung, dass die Welt nicht dem Abgrund entgegensteuert".
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann rief dazu auf, an Weihnachten bewusst Momente der Stille zu suchen. "In dieser Stille wächst die Hoffnung, die wir so dringend brauchen." Nur Stille könne "immun machen gegen alle unscheinbaren Anfänge des Wahnsinns". Nur in der Stille entstehe "der Raum des echten Zuhörens, Wahrnehmens, Mitfühlens", sagte Wiesemann. Das gelte für einen respektvollen Dialog in der katholischen Kirche ebenso wie für die allgemeine demokratische Kultur.
Mit Blick auf Magdeburg sagte Wiesemann, die Details zum Tatmotiv machten fassungslos: "Wie irre und doch real sind die Spielarten möglicher Radikalisierung von Menschen, die in ihnen offenbar selbst den letzten Rest menschlicher Empfindung zum Verstummen bringen!" Weihnachten wirke hingegen "wie ein Gegengift zur Machtvergiftung unserer Zeit", sagte Wiesemann.
In Regensburg ging Bischof Rudolf Voderholzer auf das "Friedenslicht von Bethlehem" ein. Dieses sei nicht irgendeine Flamme. Deren Erhalt stelle eine Schule der Achtsamkeit dar und erziehe dabei auch zur Wertschätzung des geschenkten Glaubens. Mit Blick auf die Kriege sei dieses Jahr finster gewesen, so der Bischof. Vor wenigen Tagen habe dann noch die Amokfahrt in Magdeburg das Weihnachtsfest überschattet. Unter den Todesopfern sei der neunjährige André gewesen, der bis vor einem Jahr in Floß im Landkreis Neustadt an der Waldnaab gelebt habe. "Auch für die Menschen, die unter dem Anschlag leiden, entzünden wir dieses Hoffnungslicht aus Bethlehem", so der Bischof.
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber erinnerte am ersten Weihnachtstag an das Leid von Geflüchteten und Vertriebenen. Wie Josef und Maria in Bethlehem vor 2.000 Jahren müssten viele Menschen auch heute die schmerzliche Erfahrung machen, draußen bleiben zu müssen, sagte Gerber. Diese Grunderfahrung ziehe sich durch die großen Dramen der Welt wie Flucht, Migration und Ungerechtigkeit, aber auch durch persönliche Erlebnisse – etwa von Einsamkeit, besonders an den Weihnachtstagen. Dagegen sei das Bild der geöffneten Tür ein wichtiges Symbol, das beschreibt, was Christen an Weihnachten feiern, sagte der Bischof. Gerber verwies dabei auf die Öffnung der Heiligen Pforte im Vatikan als Startzeichen für das von Papst Franziskus ausgerufene Heiliges Jahr 2025.
Der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier hat an Weihnachten dem Leistungsdenken eine Absage erteilt. Immer wieder hingen Menschen dem Gedanken an, es komme im Leben auf Leistung, Erfolg und Ansehen an, sagte er im Gottesdienst am ersten Weihnachtstag. Die Botschaft von der Menschwerdung Gottes vermittle aber einen anderen Lebensmaßstab: "Ein ohnmächtiges und schwaches Kind liegt im Stall – unbekannt und erfolglos." Dieses bei den Menschen als Kind angekommene Wort Gottes schenke allen Verlierern, Gescheiterten, Ängstlichen und Sich-überflüssig-Fühlenden Hilfe und Gnade, "ein Ankommen im Leben". Nach den Worten von Meier kommt es darauf an, selbst ein "Kind Gottes" zu werden. In die hoffnungslose Lage der Völker sei Jesus als "Antwort auf viele Lebensfragen" eingebrochen. Weihnachten ermutige dazu, "dem Leben zu trauen, weil Gott mitten in unserem Leben zugegen und zu finden ist", so der Bischof laut vorab verbreiteten Predigtauszügen.
Der Passauer Bischof Stefan Oster gab zu bedenken, dass gerade das Weihnachtsfest oft mit vielen Erwartungen überladen werde. Wer sich aber auf das Geheimnis des "Entgegenkommen Gottes" einlasse, der merke: "Das ist die eigentliche Spur zum Glück." Fassbar werde das Kommen Gottes im göttlichen Kind in der Krippe. Es bringe den Menschen "die Möglichkeit, glücklich zu werden, ein zufriedenes, befriedetes Leben zu führen, weil wir den kennen, der uns ohne Ende liebt und Ja zu uns sagt".
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat an Weihnachten zum Einsatz für ein friedliches Zusammenleben aufgerufen. Er frage sich, wann es endlich Frieden gebe und wann Anschläge wie jetzt in Magdeburg endlich aufhörten, sagte er in einer Predigt am ersten Weihnachtstag. "Setzt ein Nein gegen die Strategie der Gewalt und ein klares Ja zum Leben aller", so der Bischof. "Euer Herz ist die beste Quelle für eine gerechtere Welt. Lasst es schlagen für das große 'Ja', für mehr Mut, mehr Mitgefühl und mehr Menschlichkeit. Jeder Mensch habe eine tiefe Sehnsucht nach Frieden, so Wilmer laut Redemanuskript. "In unserer Friedenssehnsucht verbindet sich Göttliches und Menschliches miteinander." Trotz Rückschritten auf dem Weg des Friedens gebe es Hoffnung. Es brauche aber ein aktives "Ja zu jedem Menschenleben".
Nach Auffassung des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke braucht die Welt angesichts der vielen kriegerischer Auseinandersetzungen Frieden, der mehr als ein Kompromiss ist. Er rief die Gläubigen auf, im Angesicht ihres Nächsten das Licht Gottes zu erkennen und selbst zum Lichtträger zu werden. Der Würzburger Bischof Franz Jung betonte: "Wir müssen Weihnachten feiern, weil es so viele schlechte Nachrichten gibt. Gott ist genau in diese Welt gekommen, um uns von innen her das Licht zu schenken, das niemand auszulöschen vermag."
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr bezeichnete Weihnachten als ein Fest der Menschenwürde. Christen feierten an Weihnachten, dass das Kind in der Krippe der Sohn Gottes und somit Gott in einer menschlichen Person in die Welt gekommen sei. "Eine größere Würde für den Menschen ist nicht denkbar." Neymeyr verwies auf die jüdischen Wurzeln der heiligen Familie: "An Weihnachten dürfen wir nicht vergessen, dass wir in der Krippe auf eine jüdische Familie schauen. Jesus war nicht nur von Geburt Jude, weil er eine jüdische Mutter hatte, sondern er war aus ganz tiefer Überzeugung Teil des Volkes Israel." Es sei eine bleibende Verpflichtung, jede Form von Antisemitismus, Antijudaismus und Judenhass zu verurteilen, ob es die Verharmlosung des Holocaust sei oder die Feier des Pogroms an Juden in Israel am 7. Oktober 2023.
Weihnachten bringt nach den Worten des Bamberger Erzbischofs Herwig Gössl das Licht der Hoffnung in eine von Verzweiflung geprägte Welt. Das Fest sei nicht nur ein Appell für mehr Menschlichkeit, Frieden und Versöhnung, sagte Gössl in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Bamberger Dom. Vielmehr habe Gott durch die Menschwerdung seines Sohnes einen neuen Anfang gesetzt. Er sei nicht Zuschauer geblieben, "der das oft wunderliche Verhalten der Menschen von oben herab betrachtet". Wer die Botschaft von der Menschwerdung Gottes aufgenommen habe, der wisse, dass diese manchmal verrückte Welt und Menschheit gehalten und getragen sei, erklärte der Erzbischof. "Von dieser Gewissheit erfüllt können wir uns einsetzen für Gerechtigkeit, Versöhnung und Frieden unter den Menschen." In seiner Predigt erinnerte Gössl auch an die Notwendigkeit, das Leben zu schützen, die Schöpfung zu bewahren und dafür zu sorgen, dass die Erde ein Ort des Lebens bleibe. Gott habe allen Menschen die Würde von Gotteskindern verliehen, weil er sie liebe und ihnen immer wieder Großes zutraue: "Gott rechnet bei uns Menschen mit dem Wunder. Tun wir es auch!"
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat an Weihnachten dazu ermutigt, trotz der Kriege und Krisen weltweit nicht die Hoffnung auf Frieden und Versöhnung zu verlieren. Christen dürften darauf hoffen, dass die göttliche Liebe selbst inmitten von Gewalt und Zerstörung stärker sei als die Mächte des Bösen, sagte Burger am ersten Weihnachtsfeiertag im Freiburger Münster. Er erinnerte an die Leiden der Menschen in Gaza, Israel, Libanon, Syrien und in der Ukraine. Der Erzbischof betonte, Christen könnten sich dem Kind in der Krippe zuwenden und ihre Sorgen und Nöte vor Gott bringen. "So mag unser Herz immer mehr erahnen, was es bedeutet, in all den Krisen dieser Welt doch in der göttlichen Liebe gehalten zu sein." Im Vertrauen auf Gott, könne es dann gelingen, sich den Unwägbarkeiten und Problemen des Lebens zu stellen und sie zu überwinden. Wichtig sei dabei, zuerst "Frieden im eigenen Herzen" zu schaffen.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier mahnt die Kirche zu Technik-Zurückhaltung. Man müsse sich davor hüten, Jesus Christus durch Technik zu ersetzen, sagte Meier laut Manuskript am ersten Weihnachtsfeiertag im Augsburger Dom. Er ergänzte: "Keine KI kann die persönliche Beziehung zu Gott erzeugen, geschweige denn ersetzen. Das gilt besonders für die Seelsorge. Dialog mit Gott funktioniert nicht mit Computer und Roboter." Der Bischof fügte hinzu: "An Weihnachten ist Gott real mit uns in Verbindung getreten – nicht virtuell, sondern wirklich mit Haut und Haar - und die Kirche tut es ihm nach. Sie sucht die Live-Präsenz bei den Menschen. Kurz: Wir dürfen die Kommunikation mit Gott nicht auf dem Altar der Technik opfern." Meier setzte nach: "Das wäre kein heiliger Tausch, das wäre Schummelei: Mogelpackung, die Menschengemachtes und rein Technisches unter glänzendem Goldpapier kaschiert." Außerdem betonte der Bischof im Hinblick auf Jesus: "Wir dürfen den Welterlöser nicht vertauschen mit einem politischen Messias oder einem philosophischen Gutmenschen."
Durch die Geburt Jesu sei Gott Mensch geworden, erklärte Meier: "Er entäußert sich, indem er ganz Mensch wird – in allem uns gleich, außer der Sünde." Und weiter: "Gott hat sich auf unsere menschliche Wirklichkeit eingelassen, voll und ganz: auf Geburt und Tod, auf Armut, Hunger und Schmerzen, auf Freuden, Hoffnungen und Leiden."
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat an Weihnachten zu einer "Mobilmachung für den Frieden" aufgerufen. "Mit der Geburt seines Sohnes hat Gott seine große Friedensoffensive in der Welt begonnen", sagte der Erzbischof in der Christmette im Kölner Dom. Bei dieser Offensive gehe es aber nicht um eine neue "Kriegstüchtigkeit" und immer mehr Waffen. "Das Kind in der Krippe ist das Bild des gewaltlosen Gottes." Der Einsatz für den Frieden setze allein auf die Durchsetzungskraft der Liebe. "Darum erscheint Gottes Sohn in unserer Welt auch nicht bis auf die Zähne bewaffnet."
Der Kardinal beklagte laut Redemanuskript die Opfer der Kriege: in Israel, in Gaza, im Westjordanland, im Libanon, in Syrien, im Jemen, in der Ukraine. Die Menschwerdung Gottes in Bethlehem habe sich nur gut 70 Kilometer von Gaza entfernt ereignet. Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober des vergangenen Jahres auf Israel, dessen militärische Reaktion sowie der Angriffe der Hisbollah gebe es keinen Frieden mehr im Heiligen Land. Dabei sehnten sich alle doch nur nach einem: Nach Licht, Wärme, Verständigung, Versöhnung, Liebe und Frieden.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat an Weihnachten dazu aufgerufen, sich für den Frieden einzusetzen. "Friede ist für mich in diesem Jahr der Weihnachtswunsch", sagte er in der von der ARD übertragenen Christmette im Sankt Marien-Dom in Hamburg. "Meine Gedanken gehen dabei in die Ukraine; sie gehen nach Israel und Palästina, ins sogenannte Heilige Land. Sie begleiten die vielen Syrer - in ihrer Heimat und auch hier bei uns", so Heße. "Ich schaue nach Magdeburg zu den vielen Toten, Verletzten und Traumatisierten. Es bricht einem das Herz. Angst steigt hoch."
"Frieden ist die wichtigste Baustelle der Menschheit", sagte der Erzbischof laut Redemanuskript. "Frieden will erarbeitet werden." Dazu brauche es äußere Strukturen, verlässliche Vereinbarungen und vor allem Menschen, die kontinuierlich am Frieden arbeiten. "Diese Baustelle darf nie ruhen - gerade an Weihnachten nicht." Friede ist laut Heße mehr als die Abwesenheit von Krieg und Waffen. Er umfasse alle Bereiche des Lebens: Frieden untereinander, mit den ärgsten Feinden, Versöhnung mit der Schöpfung sowie Aufhebung von Unterdrückung, Gewalt, Ausbeutung, Terror, Flucht und Vertreibung. Wo Menschen überzogene Macht und göttliche Allmacht auf sich beziehen, werde Friede allzu leicht gestört und gänzlich unmöglich.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat in seiner Weihnachtspredigt vor blinder Fortschrittsgläubigkeit gewarnt. "Den Fortschritt betrachten wir heute weitaus mehr mit Sorge als mit Zuversicht", sagte der Bischof in der Christmette im Aachener Dom. "Hier auf Erden bringt der technische Fortschritt nicht nur Erleichterungen des Alltags, sondern auch immer tiefere Verschiebungen der Lebenszusammenhänge und Abläufe hervor und auch immer bedrohlichere Waffen." Auch seien die feindlichen Gegensätze in der Weltpolitik wieder sehr viel mächtiger geworden.
Die Menschheit sei heute fähig, einzelne Menschen nicht mehr nachverfolgbar zu vernichten und die gesamte Erde als Lebensraum unbewohnbar zu machen. Darüber hinaus verlören die Menschen in den westlichen Gesellschaften gerade den Glauben an die Menschheit. "Die Kriege und der Terror, die Krisen und die wachsenden Ungewissheiten bringen uns eher dazu, uns zu fühlen wie das Volk, das in der Finsternis geht, wie es beim Propheten Jesaja beschrieben wird", so Dieser.
Durch die Geburt Jesu und die Menschwerdung Gottes ändere sich aber das Menschsein "zum Besseren, ja zum Heilwerden, zum Gelingen", so Dieser laut seiner Pressestelle. Gott habe in Christus die menschliche Natur angenommen und damit dem Menschen etwas Unzerstörbares verliehen: nämlich Würde - auch über Schuld und Tod hinaus. Mit diesem Bewusstsein "fangen wir an, menschlicher mit uns selbst und mit den anderen Menschen zu sein".
In seiner Weihnachtspredigt hat der Essener Bischof Franz Josef Overbeck die Hoffnung betont, die Weihnachten in die Welt bringt. Bilder von Kriegen, Mord, Hass und Tod drohten hoffnungsarm zu machen - die Geburt Jesu sei aber ein Hoffnungsbild, sagte Overbeck laut Redemanuskript an Heiligabend in Essen. "Da wird den Mächtigen mit ihrer oft erschlagenden Gewalt ein Bild echten Lebens gegenübergesetzt, das so faszinierend ist, dass sich ihm keiner entzieht." Die Botschaft laute: Gegen alle Gewalt den Frieden, gegen allen Tod das Leben.
Von dieser Hoffnung, die sich aus der Geburt Jesu ergebe, lebe auch der Glaube. Ein wichtiges Hoffnungszeichen für den Bischof sei etwa seine Teilnahme an der Weltsynode zur Synodalität in Rom. "Hier war bei allen Herausforderungen zu spüren, was uns Christen verbindet über alle Grenzen des Verstehens, der Herkunft und der Lebenserfahrung hinweg, nämlich ein Glaube, der hofft: auf das Gute, auf das Leben, auf den Frieden", so Overbeck.
In seiner Predigt nutzte der Bischof das Symbol der Geburt als Bild für einen Neuanfang in der Kirche: "Hoffnung hat der, der neu anfängt und der das Geheimnis des Beginnens begreift als zwar sicherungslos, aber zugleich gehalten von Gott." Sich hoffnungsvoll gemeinsam auf den Weg zu machen sei notwendig, um Probleme zu lösen und kluge Kompromisse zu finden.
Der neue Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, sagte in seiner Weihnachtsbotschaft, dass derzeit Angst das Lebensgefühl vieler Menschen bestimme. In der Ukraine, im Nahen Osten und anderen Krisengebieten gebe es die Furcht vor Bombenangriffen, terroristischen Anschlägen, Vertreibung und Verschleppung. Deutsche lebten in Angst vor einer drohenden Kriegsgefahr oder einer immer näher heranrückenden möglichen Klimakatastrophe. Man dürfe sich aber nicht von der Angst lähmen lassen, so Krämer. Sie blockiere die menschliche Fähigkeit, selbstbestimmt zu handeln. Die Geburt Jesu sei ein wirkmächtiges Zeichen eines neuen Anfangs. "Die Weihnachtsbotschaft ist also allem voran eine Botschaft der Hoffnung - der Hoffnung darauf, dass sich aller negativen Erfahrungen zum Trotz das Schicksal zum Guten wendet." (cbr/KNA)
25.12.24, 12.20 Uhr: Ergänzt um Predigtzusammenfassungen der (Erz-)Bischöfe Marx, Koch, Wiesemann, Feige, Timmerevers und Neymeyr.
25.12.24, 14.35 Uhr: Ergänzt um Predigtzusammenfassungen der Bischöfe Hanke, Jung, Oster und Voderholzer.
25.12.24, 16.15 Uhr: Ergänzt um Predigtzusammenfassung von Bischof Klaus Krämer.