Standpunkt

Ist das Heilige Jahr aus der Zeit gefallen? Keineswegs!

Veröffentlicht am 27.12.2024 um 00:01 Uhr – Von Schwester Gabriela Zinkl – Lesedauer: 

Bonn ‐ Im Heiligen Jahr pilgern viele Katholiken nach Rom. Auch wenn manche diese Tradition für veraltet halten, freut sich Schwester Gabriela Zinkl auf das anstehende Jahr. Sie wünscht sich offene Türen in der Kirche für alle Menschen.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Wenn das kein perfektes Timing ist: In guter alter Tradition öffnete Papst Franziskus am Abend des 24. Dezember die schweren Türen der Heiligen Pforte zum Petersdom. Nicht von ungefähr erinnerte das manche an das Öffnen der Türen des Adventskalenders. Dahinter verbirgt sich eine besondere Überraschung katholischer Art, denn im kommenden Jahr ist es wieder so weit: Annus Domini, das Jahr des Herrn 2025 wird als "Heiliges Jahr" begangen, in dem jeder und jede Gläubige zu einer Wallfahrt zu den heiligen Stätten der Christenheit nach Rom eingeladen ist.

Der Sinn dahinter ist, den Glauben zu vertiefen und zu erneuern. Da kann ein Besuch an den Gräbern des hl. Petrus, des hl. Paulus und vieler frühkirchlicher Märtyrerinnen und Märtyrer in Rom sicher nicht schaden. Die Pilgerfahrt dorthin, Gebet, Buße und Bekenntnis der Sünden sowie ein extra gewährter Jubiläums-Ablass tun womöglich ihr Übriges, um katholische Seelen zu dieser Höchstleistung zu motivieren. Der Rest der Welt, darunter viele Katholikinnen und Katholiken, fragt sich derweil: Wen interessiert's?

Auch wenn manchen die Praxis eines Heiligen Jahres heute etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint, heißt das nicht, dass man sie über den Haufen werfen muss. Papst Franziskus macht aktuell vor, wie man eine verstaubte und in die Jahre gekommene Tradition für heutige Zeit neu mit Sinn füllen kann. Jede Institution, Firma und Familie begeht mit Stolz besondere Jubiläen und Geburtstage. Denn Jubiläen, wie das Heilige Jahr alle 25 Jahre eines ist, zeugen von reicher Tradition, Beständigkeit und Zusammenhalt. Nicht anders ist es mit der Erfindung des Heiligen Jahres als Einladung zur Wallfahrt nach Rom. Die katholische Kirche feiert, bei aller Kulanz der Zeitrechnung, ein Jubiläumsjahr zum 2.025. Geburtstag Jesu, also 2025 Jahre Christentum. Das gründet auf gut biblischer Tradition der alttestamentlichen Jubel- und Sabbatjahre, bei denen Schulden erlassen werden. Die Heilige Pforte im Gefängnis Rebibbia ist dafür mehr als ein Symbol.

Das Heilige Jahr lädt ein zur Wallfahrt, das heißt, sich mit anderen gemeinsam auf den Weg zu machen zu den offenen Türen der Kirche. Es ist allen "Pilgern der Hoffnung", egal welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe und Orientierung zu wünschen, dass ihnen die Türen nicht nur in Rom, sondern überall in der Kirche weit offenstehen und sie eingelassen werden.

Von Schwester Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Gabriela Zinkl SMCB ist Ordensschwester bei den Borromäerinnen, promovierte Theologin (Kirchenrecht) und in der Ordensleitung in Kloster Grafschaft.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.