Katholische Unternehmer offen für Neuregelung von Krankheitstagen
Der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) ist offen für neue Regelungen bei der Lohnfortzahlung für Beschäftigte an Krankheitstagen. Die "zunehmende Überwälzung von Risiken aus der Lebenssphäre des Arbeitnehmers in die wirtschaftliche Sphäre Arbeitgebers" rechtfertige es, "eine Neuverteilung der Risiken zu evaluieren", schreibt der BKU-Bundesvorsitzende Martin Nebeling auf Anfrage von katholisch.de am Donnerstag. Dabei gilt es die sozialethischen Prinzipien der Solidarität und Subsidiarität im Einzelfall auch gegeneinander abzuwägen.
Angesichts des hohen Krankenstandes in Deutschland (Beschäftigte hierzulande sind im Schnitt 20 Tage im Jahr krank, der EU-Schnitt liegt bei acht Tagen) hatte der Vorstandsvorsitzende der Allianz-Versicherung, Oliver Bäte, vorgeschlagen, bei Krankmeldungen den sogenannten Karenztag wieder einzuführen. Das heißt, dass kranken Arbeitnehmern für den ersten Krankheitstag Lohn abgezogen wird. Die Initiative hat eine politische Diskussion über die Wiedereinführung des in den 1970er Jahren abgeschafften Karenztages angestoßen.
Solidarität des Arbeitgebers nicht überstrapazieren
In der Praxis werde "eine kurzandauernde Erkrankung die wirtschaftliche Grundlage eines Arbeitnehmers nicht gefährden", so Nebeling weiter. "Zudem darf die Solidarität des Arbeitgebers nicht überstrapaziert werden, sodass es gerechtfertigt erscheint, entweder das Risiko der Lohnfortzahlung gänzlich auf die Krankenkassen zu verteilen und so die Solidarität der Arbeitnehmer einzufordern, die Lohnfortzahlung in den ersten Tagen der Entgeltfortzahlung auszusetzen oder aber die Lohnfortzahlung auf 80 % der Entgelthöhe zu begrenzen." Die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall sei unter Reichskanzler Otto von Bismarck eingeführt worden, um den Unterhalt der Familie in einer Alleinverdienerehe zu sichern. "Inzwischen haben sich die Lebensverhältnisse der meisten Arbeitnehmer erheblich verändert, und gerade kurzfristige Erkrankungen belasten den Arbeitgeber erheblich, zumal die Zahl der Krankheitstage deutlich zugenommen hat. Aber auch die Kolleginnen und Kollegen, die die liegen gebliebene Arbeit mit übernehmen müssen, sind zusätzlich gefordert."
Dagegen zeigt sich die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) empört über die aktuelle Debatte. Ein unbezahlter Karenztag würde Kollegen in gesundheitliche Gefahr bringen und vor allem Menschen mit geringem Einkommen vor Probleme stellen. (cph)