Vom Papst eingesetzter Administrator abberufen

Personalwechsel soll indische Unruhediözese befrieden

Veröffentlicht am 11.01.2025 um 15:30 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Ein vom Papst ernannter Übergangsverwalter konnte die Unruhediözese Ernakulam-Angamaly nicht befrieden. Nun hat die Kirche selbst einen Vertreter für den dortigen Erzbischof gewählt. Der Papst nahm den Rücktritt des bisherigen Administrators an.

  • Teilen:

Papst Franziskus hat den Rücktritt seines Übergangsverwalters im südindischen Unruhebistum Ernakulam-Angamaly angenommen. Das gab der Vatikan am Samstag bekannt. Ende 2023 war der frühere syro-malabarische Bischof von Melbourne in Australien, Bosco Puthur (78), vom Papst als Apostolischer Administrator der Erzdiözese eingesetzt worden. Puthur sollte helfen, seit Jahren schwelende Streitigkeiten um Liturgie- und Personalfragen zu befrieden.

An Puthurs Stelle wählte die seit Donnerstag tagende Synode der mit Rom unierten syro-malabarischen Kirche in Saint Thomas Mount im Bundesstaat Kerala den Erzbischof von Tellicherry, Joseph Pamplany (55), zum Vertreter von Erzbischof Raphael Thattil (68). Thattil war vor einem Jahr zum Großerzbischof und damit Oberhaupt der gesamten syro-malabarischen Kirche sowie zum Erzbischof des Erzbistums Ernakulam-Angamaly gewählt und vom Papst ernannt worden.

Um Thattil bei der Befriedung der Unruhen in der Diözese zu unterstützen, hatte der Papst Bischof Puthur als Administrator eingesetzt. Im Herbst jedoch forderten in Kochi Tausende Gläubige Puthurs Rücktritt. Dieser hatte zuvor angekündigt, acht Diakone erst dann zur Priesterweihe zuzulassen, wenn sie sich verpflichten, die Messe nur nach der reformierten Liturgie zu feiern.

Jahrelanger Streit

Das zentrale Großerzbistum Ernakulam-Angamaly wird seit Jahren von einem Liturgiestreit erschüttert. Die teils gewalttätigen Proteste richten sich gegen einige von der Synode beschlossenen Punkte zur Vereinheitlichung der Feier der "Heiligen Qurbana", also des Gottesdienstes im syro-malabarischen Ritus. Vor allem geht es um die Frage, ob der Priester die Eucharistie mit dem Gesicht zur Gemeinde oder zum Altar zelebrieren soll. Die aktuelle bis Samstag tagende Synode aus 54 Bischöfen wollte auch dazu nach weiteren Schritten suchen.

Ein im Sommer gefundener Kompromiss scheiterte, ebenso wenig fruchteten mehrere Appelle des Papstes zur Einheit der Gläubigen. Der Plan von Gegnern der Liturgiereform, eine eigene Kirche zu gründen, werde von Rom abgelehnt, hatte der bisherige Administrator Puthur Ende Oktober erklärt. Am Ende drohten Protestgemeinden mit einem Finanzboykott gegen das Erzbistum.

Die syro-malabarische Kirche ist mit weltweit rund fünf Millionen Gläubigen die größere der beiden mit dem Papst verbundenen Ostkirchen in Indien. Von ihren 35 Diözesen liegen 31 in Indien, vier weitere in den USA, Kanada, Australien und Großbritannien. (KNA)