Bitte mehr Beichtgespräche im Wirtshaus
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Er habe in Kneipen schon mehr Beichtgespräche geführt als in kirchlichen Räumen, erzählte Pfarrer Schießler einem Bericht der Münchner "Abendzeitung" zufolge bei der Segnung eines Stehausschanks. Inmitten von Gläserklirren, lachenden Menschen und Musik ein seelsorgerisches Gespräch führen? Das scheint so unüblich, wie es alltäglich ist.
Die meisten Erwachsenen dürften wie der Münchner Pfarrer schonmal das ein oder andere "Geständnis" in einem Wirtshaus zu hören bekommen haben. Denn die zunächst unpassend wirkende Atmosphäre schafft Vertrautheit. Nur birgt diese Option auch Gefahren: Die Zuhörenden sind meistens weder ausgebildete Seelsorger noch zu einem Beichtgeheimnis verpflichtet. Gleichzeitig schein die institutionalisierte Beichte keine Alternative mehr zu sein: Der Beichtstuhl wirkt mittlerweile selbst auf viele Katholiken abschreckend. Zahlreiche Ideen zur Erneuerung des Sakramentes führten bislang nicht zum großen Durchbruch. Denn egal ob "Abend der Versöhnung", Beicht-App oder Gespräch im Pfarrhaus mit gestalteter Mitte – all diesen Optionen fehlt das wichtigste Element zum Erfolg einer Beichtkultur: Da zu sein, wo das Gespräch gebraucht wird.
Alternative pastorale Programme sind nett, aber oft von einem Klammern an bestehende Strukturen geprägt und tragen meist nur einen neuen Anstrich. So wird gut geschultes Personal am falschen Ort verschwendet, statt aktive Hilfe zu leisten. Ein Beichtgespräch außerhalb geplanter Strukturen anzubieten, ist risikoreich und trifft sicherlich nicht selten auf Ablehnung. Aber ohne diese Bereitschaft zum Unbequemen arbeitet Kirche weiter an ihrer gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit.
Also bitte: Mehr "Beichtgespräche" in der Straßenbahn, im Fußballstadion oder eben im Wirtshaus!
Die Autorin
Carina Adams ist Redakteurin bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.