Kritik auch an Papst Franziskus

Theologin: Katholische Kirche trägt Mitschuld an religiösem Trump-Kult

Veröffentlicht am 21.01.2025 um 12:18 Uhr – Lesedauer: 

Chicago ‐ "Schande für das Christentum!": Die Theologin Hille Haker prangert eine enge Verbindung zwischen der US-Kirche und Donald Trump an. Sie sieht sie als Mitschuldige an einem Missbrauch von Religion für politische Zwecke.

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Die deutsche Theologin Hille Haker sieht eine Mitschuld der katholischen Kirche in den USA an einer religiösen Überhöhung Donald Trumps. "Konservative Katholiken, die oft traditionalistischen Richtungen der katholischen Kirche nahe stehen, haben Donald Trump in die Rolle des Messias gebracht; und er hat sie sich mit dem ihm eigenen Machtinstinkt übergestülpt", sagte die in Chicago lehrende Theologin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA; Dienstag). Auch Evangelikale spielten dabei eine Rolle.

Diese Entwicklung sei eine Schande für das Christentum, das nun die Früchte ernte, die es selbst gesät habe, so Haker. Nicht zuletzt die Aussage von Papst Franziskus, Katholiken sollten sich bei der US-Wahl 2024 für das "kleinere Übel" entscheiden, habe die katholische Kirche zur Komplizin des christlichen Trump-Nationalismus gemacht.

Religiöser Retter und Führer

Trump stilisiere sich als auserwählter Prophet Gottes, sagte Haker. Er identifiziere sich "geradezu vollständig mit der Rolle des amerikanischen Retters und Führers aus dem weitgehend von ihm erfundenen Elend der Biden-Präsidentschaft hin zur Befreiung Amerikas". So kultiviere er eine politische Theologie der Befreiung – "allerdings nur der Befreiung Amerikas".

Mit dem Christentum habe das nicht viel zu tun, so die Theologin weiter. "Der Präsident, der als Friedensfürst und Befreier auftritt, versteht Freiheit als größtmögliche Brutalität gegenüber jenen, die er zu Feinden erklärt hat." Durch dieses Vorgehen werde Religion für die Blendung der religiösen Bevölkerung missbraucht. Gemäßigte Christen seien hilflos – "weil nach orwellscher Art alle moralischen Begriffe pervertiert sind: Rassismus ist jetzt Gerechtigkeit; Zensur Andersdenkender ist Meinungsfreiheit; Gewalt gegenüber Fremden ist christliche Nächstenliebe".

Haker sagte weiter: "Eine größere Nähe zwischen der US-amerikanischen katholischen Kirche und einem Präsidenten hat es noch nie gegeben." Das sei besonders interessant, da das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, am Tag der Amtseinführung öffentlich "die Deportationspläne des Präsidenten" als Schande verworfen habe. Hille Haker lehrt seit 2012 theologische Ethik an der Loyola University Chicago. Zuvor hatte sie unter anderem Lehrstühle in Frankfurt und Harvard inne. (KNA)