Papst Franziskus zu US-Wahl: Man muss das geringere Übel wählen
Papst Franziskus hat keine Wahlempfehlung für die bevorstehende Präsidentschaftswahl in den USA gegeben und lediglich zur Teilnahme an der Wahl aufgerufen. Es sei schlecht, auf sein Wahlrecht zu verzichten, so der Papst am Freitag bei einer Pressekonferenz auf dem Rückflug von Singapur nach Rom.
Wörtlich sagte der Papst zur Wahl zwischen Trump und Harris: "Beide sind gegen das Leben. Wer Migranten an den Rand drängt und auch wer Kinder tötet (...). Ich bin nicht aus den USA, ich werde dort nicht wählen. Aber es sollte klar sein, dass es eine schwere Sünde ist, Migranten nicht willkommen zu heißen." Zur Abtreibung führte er aus: "Eine Schwangerschaft abzubrechen bedeutet, ein menschliches Wesen zu töten. Man mag das Wort mögen oder nicht, aber es bedeutet töten."
Auf die Frage, ob es für Katholiken erlaubt sei, für einen Kandidaten zu stimmen, der Abtreibung befürworte, antwortete der Papst: "Man muss das geringere Übel wählen. Und wer ist das geringere Übel: Jene Dame oder jener Herr? Ich weiß es nicht. Möge jeder in seinem Gewissen nachdenken und die Entscheidung treffen."
Fall Abbé Pierre: Gut, dass es benannt wird
Bei der "fliegenden Pressekonferenz" äußerte sich der Pontifex auch zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den französischen Priester Abbé Pierre (1912-2007). Er bezeichnete ihn als "schlimmen Sünder". Über den einst als "Vater der Obdachlosen" gefeierten Geistlichen waren in den vergangenen Monaten Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe auf zahlreiche Frauen im Laufe seines langen Lebens bekannt geworden. Darunter sollen auch Minderjährige gewesen sein.
Obwohl Abbé Pierre viel Gutes getan habe, sei er ein Sünder – darüber müsse man deutlich sprechen und dürfe es nicht verstecken, so Franziskus weiter. Es sei gut, dass solche Fälle bekannt werden, erklärte der Papst. Sexueller Missbrauch sei dämonisch, er zerstöre die Würde der betroffenen Person. "Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Minderjährigen ist ein Verbrechen und eine Schande", schloss der Papst.
Auch Spekulationen über mögliche kommende Reiseziele des Papstes wurden thematisiert. Franziskus dementierte Medienberichte, er werde zur Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame nach Paris reisen. Vor wenigen Tagen hatte eine französische Zeitung anderslautende Informationen veröffentlicht.
Weitere Reisepläne wollte das 87-jährige Kirchenoberhaupt weder bestätigen noch dementieren. Er äußerte jedoch den Wunsch, auf die Kanarischen Inseln zu reisen. Dort kommt derzeit eine große Zahl von Migranten auf dem Seeweg aus Afrika an, um nach Europa zu gelangen. Viele ertrinken bei der gefährlichen Überfahrt.
Einen Besuch in seiner Heimat Argentinien schloss der Papst erneut nicht aus. Er wolle dorthin reisen, "es ist mein Volk", sagte Franziskus. Doch sei noch keine Entscheidung gefallen. Zuvor warteten noch einige Dinge auf Klärung.
Mit China auf gutem Weg
Als positiv bewertete der Papst die Beziehungen zwischen dem Vatikan und China. Er brachte im Gespräch mit den mitgereisten Journalisten seine Zufriedenheit über den Dialog mit der Volksrepublik zum Ausdruck. Ein gutes Ergebnis sehe er auch bei den Ernennungen von Bischöfen in der Volksrepublik China. Seit 2018 werden diese über ein vorläufiges Geheimabkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Regierung in Peking geregelt.
"Man arbeitet mit gutem Willen", sagte der Papst im Flugzeug von Singapur, wo rund drei Viertel aller Einwohner chinesischer Abstammung sind. Dabei bekräftigte er, dass er das Reich der Mitte besuchen will. "Es ist ein großartiges Land – ich bewundere China, ich respektiere China", so das Kirchenoberhaupt. Es sei ein Land jahrtausendealter Kultur, mit der Fähigkeit zum Dialog, des gegenseitigen Verständnisses, das über verschiedene demokratische Systeme hinausgehe. "China ist ein Versprechen und eine Hoffnung für die Kirche", schloss Franziskus.
Der 87-jährige Papst Franziskus ist am Freitag von der längsten Auslandsreise seiner Amtszeit zurückgekehrt. Innerhalb von knapp zwölf Tagen hatte er vier Länder besucht: Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. In weniger als zwei Wochen bricht er zu einem viertägigen Besuch nach Luxemburg und Belgien auf. (mal/KNA)