Baseler Bischof Gmür würdigt Predigt von Washingtoner Bischöfin Budde
Der Baseler Bischof Felix Gmür hat die international beachtete Predigt der anglikanischen Episkopalbischöfin von Washington, Mariann Edgar Budde, nach der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump gewürdigt. "Die Bischöfin hat das gut gemacht", sagte Gmür am Samstag bei einem Besuch in Frankfurt am Main. Kirche solle sich politisch nicht einmischen, wo es aber nötig sei, müsse sie verantwortlich Stellung beziehen und Präsenz und Haltung zeigen "mit dem, an was man glaubt". Gmür äußerte sich bei einem Podiumsgespräch vor dem traditionellen Karlsamt im Frankfurter Bartholomäusdom, dem er als Zelebrant vorstand.
Budde hatte Trump in ihrer Predigt am Dienstag öffentlichkeitswirksam um Barmherzigkeit für Migranten und sexuelle Minderheiten gebeten. In der National Cathedral appellierte sie, auf die von ihm geplanten Abschiebungen zu verzichten. "Ich bitte Sie um Erbarmen, Herr Präsident, mit jenen in unseren Gemeinden, deren Kinder Angst haben, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden", so Budde. Auch wenn sie nicht über die erforderlichen Papiere verfügten, seien die meisten Migranten nicht kriminell. "Sie zahlen Steuern und sind gute Nachbarn. Sie sind treue Mitglieder unserer Kirchen und Moscheen, Synagogen und Tempel", so die 65-Jährige. Gott lehre die Menschen, barmherzig gegenüber Fremden zu sein. Mit Blick auf sexuelle Minderheiten sagte Budde: "Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, haben Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben." Es gebe Familien, in denen schwule, lesbische und transsexuelle Kinder nun um ihr Leben fürchteten. Trump hatte die Bischöfin danach in seinem sozialen Netzwerk "Truth Social" unflätig beschimpft und eine Entschuldigung von ihr gefordert.
Gmür: Der wachsende Extremismus beelendet auch mich
Auf die Frage, wie die Kirche Populismus begegnen solle, räumte Bischof Gmür ein, dass auch er dafür kein Patentrezept habe. "Der wachsende Extremismus beelendet auch mich", sagte der Bischof wörtlich. Dennoch seien Menschen, die extreme Parteien wählten, nicht per se schlecht, sondern "hochgeschaukelt". "Hier braucht es eine sehr gute Schulung in Geschichte, auch im Medienkonsum", forderte Gmür. In diesem Zusammenhang kritisierte er auch die sozialen Netzwerke: "Dort gibt es so viel Furchtbares, die Einen machen die Anderen nieder – und zwischendrin ein Katzenvideo."
Das Karlsamt ist ein Pontifikalamt, das jedes Jahr am letzten Samstag im Januar aus Anlass des Todes- und Gedenktages von Kaiser Karl dem Großen am 28. Januar im Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus gefeiert wird. (stz)