Onlinepetition für Verbleib des Priesters hat tausende Unterschriften

Streit um abgesetzten Pfarrer: Aufarbeitungskommission in großer Sorge

Veröffentlicht am 25.03.2025 um 14:26 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Passau ‐ Im Bistum Passau wurde ein Pfarrer abgesetzt. Wegen falscher Anschuldigungen, sagen seine zahlreichen Unterstützer. Die mit Missbrauch befassten unabhängigen Gremien sehen das anders.

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"Mit größter Sorge" beobachtet die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Passau aktuelle Vorgänge in einer Pfarrgemeinde. Dort wurde ein Pfarrer abgezogen, der sich Vorwürfen im Zusammenhang mit seiner Jugendarbeit ausgesetzt sieht. Dabei geht es vor allem, aber nicht nur um Alkoholmissbrauch, den der Priester bestreitet. Am Wochenende bekundeten mehrere tausend Gemeindemitglieder ihre Solidarität mit dem Geistlichen.

Eine am Freitag gestartete Onlinepetition, die sich für einen Verbleib des Pfarrers in der niederbayerischen Gemeinde einsetzt, wurde bis Dienstagmittag von rund 9.300 Personen unterstützt. Die Initiatorin spricht von falschen Anschuldigungen. Der Pfarrer sei "eine Schlüsselfigur bei der Heranführung junger Menschen an die Kirche und den Glauben in moderner Form".

Demo auf dem Domplatz geplant

Nach einem Bericht der "Passauer Neuen Presse" haben sich etwa 15 Gemeindemitglieder zu einer Initiative formiert. Sie plane weitere Solidaritätsaktionen für den Pfarrer, darunter eine Demonstration auf dem Domplatz. Ursprünglich wollten am heutigen Dienstagabend der Passauer Bischof Stefan Oster und sein Verwaltungschef, Generalvikar Josef Ederer, in den Pfarrverband kommen und das Vorgehen erläutern. Der Termin wurde am Montagnachmittag abgesagt.

"Aktuell ist das Bemühen darauf gerichtet, die Situation, die Sorgen, Ängste und auch die Wut vieler Gläubiger vor Ort zu sehen", heißt es seitens der Bistumsleitung. Um zu deeskalieren, würden im kleineren Kreis bereits intensiv Gespräche geführt. Das Gespräch in größerer Runde werde "nach Möglichkeit zeitnah nachgeholt".

Neutrale Dritte hinzuziehen

In einer gemeinsamen Presseerklärung begrüßen die Unabhängige Aufarbeitungskommission und der Unabhängige Betroffenenbeirat im Bistum Passau die von der Bistumsleitung eingeleiteten Schritte. Weitere seien notwendig. Man habe im vergangenen Herbst von den Vorfällen erfahren und sich anhand von Dokumenten und Aussagen selbst ein Bild gemacht. Demnach empfahlen beide Gremien einstimmig dem Bischof mehrere Maßnahmen: Er solle den Pfarrer abziehen und dessen Fehlverhalten vor Ort klar benennen. Außerdem müsse er sich schützend vor Betroffene stellen. Gemeindemitglieder sähen sich "zunehmenden Anfeindungen und Repressalien ausgesetzt". Für einen Befriedungsprozess sollten neutrale Dritte eingeschaltet werden. Betroffene, die sich bisher noch nicht gemeldet hätten, wurden gebeten, sich an die Ansprechpersonen des Bistums oder den Betroffenenbeirat zu wenden.

Unterdessen teilte die Staatsanwaltschaft Passau der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage mit, mit Datum vom 20. März sei ein anwaltliches Schreiben im Auftrag der Diözese eingegangen. Daraufhin sei ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet worden. "Ein Anfangsverdacht für eine konkrete Straftat liegt nach derzeitigem Stand nicht vor", so der Sprecher der Anklagebehörde. Die Kripo Passau sei mit der Vernehmung einer Zeugin beauftragt. (KNA)

25.3., 16:11 Uhr: Ergänzt um weitere Details.