Standpunkt

Jetzt ist die Zeit für frohe Botschaften

Veröffentlicht am 04.04.2025 um 00:01 Uhr – Von Katharina Goldinger – Lesedauer: 4 MINUTEN

Bonn ‐ Wo ist angesichts aller globalen Katastrophen und Krisen Grund für Hoffnung? Hoffnung ist eine Frage der Haltung – und bedeutet auch, leidenschaftlich dem Leiden entgegenzutreten, kommentiert Katharina Goldinger.

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In Myanmar bebt die Erde, stürzen Gebäude ein, werden Menschen lebendig begraben. In den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt ist an Waffenruhe und Frieden nicht zu denken. Faschistische Strömungen machen sich breit. Wo ist da Grund für Hoffnung?

Hoffnung beschreibt sowohl die Wertschätzung des Guten, das schon ist, als auch die Antizipation der Vervollkommnung dieses Guten. Wer sich des erfahrenen Guten vergewissert, schöpft daraus Kraft, um sich dafür einzusetzen, dass ebendieses Gute weiter wächst.

Ein Blick auf das Gute, das schon ist, ist meiner Meinung nach ebenso wichtig wie der Blick in die bedrohlichen Abgründe des Leidens. Der Blick auf das Gute zeigt: Die Tage werden wieder heller. Alles wächst. Jede Knospe, die sich aus dem Boden schiebt, ist eine Provokation der Hoffnung. Ich muss – wie die überwiegende Mehrheit der Menschen in unserem Land – keinen Hunger leiden. Ganz im Gegenteil: Ich kann aus der Fülle wählen, kann genießen. Menschen können sich versammeln und Gemeinschaft teilen – sowohl um ihren politischen Meinungen Ausdruck zu verleihen, als auch um das Leben zu feiern oder den Sieg der favorisierten Fußballmannschaft. Meine Kinder können die Schule besuchen und ihr Leben gestalten. Aus unserer Wasserleitung kommt sauberes Trinkwasser. Ich habe erfüllende Arbeits- und freie Ruhezeiten. Ich lebe in einer Demokratie, in Frieden und Sicherheit. Kurz gesagt: Was meine Lebensgrundlagen angeht, ist ziemlich viel doch ziemlich gut.

Das Gute, das uns umgibt, selbstverständlich zu nehmen, wäre Anmaßung. Nichts ist selbstverständlich. Aber alles, was schon jetzt gut ist, ist ein Grund, von Herzen dankbar zu sein. Daraus leitet sich die Verpflichtung ab, daran mitzuwirken, die Schöpfung im Sinne Gottes noch besser zu gestalten. Hoffnung heißt auch: Dem Leiden leidenschaftlich entgegentreten im Wissen darum, dass eine andere Welt möglich ist. Hoffnung ist eine Frage der Haltung. Wir sollten als Christinnen und Christen nicht zu Nörglern oder Untergangsprophetinnen werden, sondern zu Verkündern und Hoffnungsträgerinnen. Jetzt ist die Zeit für frohe Botschaften.

Von Katharina Goldinger

Die Autorin

Katharina Goldinger ist Theologin und Pastoralreferentin im Bistum Speyer und Religionslehrerin an einem Speyerer Gymnasium. Sie ist sehr gerne in digitalen (Kirchen-)Räumen unterwegs und ehrenamtlich im Team der Netzgemeinde da_zwischen aktiv.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.