"Sodalicio" bereits im Februar aufgelöst

Vatikan löst Frauenzweig von umstrittener Laienbewegung auf

Veröffentlicht am 04.04.2025 um 11:39 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Lima ‐ Wirbel gab es schon lange um die Gemeinschaft "Sodalicio" wegen Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt – bis der Papst sie vor Kurzem auflöste. Nun wurde auch ein Auflösungsdekret gegen den Frauenzweig der Bewegung erlassen.

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Der Vatikan hat per Dekret den Frauenzweig der umstrittenen peruanischen Laienbewegung "Sodalitium Christianae Vitae" (kurz: Sodalicio) aufgelöst. Das geht aus einer am Mittwoch (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung der Organisation hervor. Der Auflösungsprozess war bereits Anfang des Jahres vom zuständigen Beamten des vatikanischen Glaubensdikasteriums, Jodi Bertomeu, angekündigt worden und wurde nun offiziell eingeleitet. Es ist das erste von vier Dekreten, mit denen die anderen Zweige des Sodalicio aufgelöst werden sollen. Hierbei handelt es sich um die "Marianische Gemeinschaft der Versöhnung" (MCR).

In seiner Mitteilung erklärte das MCR, dass die Auflösung der Gemeinschaft und der drei anderen Institute, die von dem peruanischen Laien Luis Fernando Figari gegründet worden waren, "auf das Fehlen des göttlichen Charismas des Gründers sowie auf die Missbräuche und das unangemessene und missbräuchliche Verhalten Figaris und vieler seiner Mitarbeiter" zurückzuführen sei. In jeder der Gemeinschaften seien Reformbemühungen unternommen worden, die "im Akt der Auflösung berücksichtigt wurden", erklärte das MCR. Die Gemeinschaft stellte fest, dass sie trotz ihres eigenen Erneuerungsprozesses, der seit 2011 läuft, als Institution "nicht immun gegen psychologischen Missbrauch und Missbrauch des Gewissens in ihrer Mitte" gewesen seien.

Fehlverhalten auch im Frauenzweig

Der Frauenzweig der Laienbewegung wurde 1991 von Figari gegründet. Bereits im August vergangenen Jahres hatte der Vatikan ihn nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs aus seiner Gemeinschaft ausgeschlossen. Nach Abschluss der Befragungen und Untersuchungen schloss Papst Franziskus Ende September 2024 zehn weitere Mitglieder der Laiengruppe aus. Darunter war auch ein Bischof. Ihnen wurde Machtmissbrauch und anderes Fehlverhalten vorgeworfen. Auch in der Frauensektion kam es demnach zu Fehlverhalten und Machtmissbrauch. Dazu gehörten psychologische Tests und Untersuchungen sowie eine ständige Kontrolle, vor allem des Aussehens und des Kleidungsstils der Mitglieder.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte die Theologin Rocío Figueroa, eine der ersten Mitglieder des Frauenzweiges, die Gemeinschaft dafür kritisiert, die gleichen Methoden wie der Männerzweig anzuwenden. Als sie die ersten Missbrauchsfälle aufdeckte, wurde sie laut Medienberichten von der Gemeinschaft zum Schweigen gebracht. Erst 2010 konnte sie einen Bericht über die Missbrauchsvorwürfe vorlegen, der mehrere Opfer und Täter identifizierte. Ehemalige Mitglieder des Frauenzweiges berichteten zudem von Überlastung. Viele hätten ernsthafte gesundheitliche Probleme entwickelt, die meist von der Leitung der Gemeinschaft heruntergespielt worden seien. Dazu gehörten Depressionen und Angstzustände.

Das Sodalicio zählte mit etwa 20.000 männlichen Mitgliedern zu den mittelgroßen Spezialgemeinschaften in der katholischen Kirche. Es war größer als die meisten klassischen Ordensgemeinschaften, aber kleiner und weniger weit verbreitet als etwa das Opus Dei oder die Neokatechumenalen. Die Gemeinschaft wurde 1971 in der peruanischen Hauptstadt Lima gegründet. Binnen weniger Jahre erlangte die Gruppe als Gegenbewegung zur politisch als linkslastig empfundenen Befreiungstheologie großen Einfluss in der katholischen Kirche. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) erkannte die Organisation 1997 offiziell an. Papst Franziskus löste die Gemeinschaft nach einer kirchenrechtlichen Untersuchung im Februar auf. (mtr)