Theologe Nass: Freihandel ist christlicher als Handelskriege

Der Sozialethiker Elmar Nass hat den Vatikan aufgefordert, sich "ausdrücklich positiv" zum Freihandel zu positionieren. "Das würde auch in Washington Wirkung zeigen und wäre ein großer Wurf", schreibt der Professor der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) in einem Beitrag für das Portal "communio.de" (Mittwoch).
Nass erklärt, die neuen US-Zölle auf Waren seien "ein Angriff auf den Freihandel", und liefert eine sozialethische Einschätzung aus christlicher Sicht. Kriterium der Bewertung müsse dabei die soziale Gerechtigkeit sein, schreibt Nass. Denn diese bezeichne das der Menschenwürde entsprechende Verteilungsrecht.
"Widerspricht sozialer Gerechtigkeit"
Der Professor für Christliche Sozialwissenschaften schreibt, eine "drohende Eskalation des Protektionismus" würde sich negativ auf Gemeinwohl, Freiheit, Frieden und das globale Miteinander auswirken. Eine Schonung globaler Ressourcen würde aus seiner Sicht im Handelskrieg ebenso wegfallen wie internationale Fairness, Solidarität und Subsidiarität. Auch Vertrauen und Nächstenliebe blieben laut Nass auf der Strecke.
"Protektionismus widerspricht nicht nur volkswirtschaftlichem Sachverstand, sondern auch einem christlichen Verständnis sozialer Gerechtigkeit. Er ist deshalb abzulehnen." Die zu befürwortende Alternative laute Freihandel "im Dienst der Menschenwürde und des menschlichen Zusammenlebens".
Nass empfiehlt den Europäern, mit gutem Beispiel voranzugehen und eigene Zölle, Bürokratie und Subventionen abzubauen. "Sie sollten dafür neue Handelspartner suchen, die ebenso den Protektionismus ablehnen." Das bedeute eine zügige Abkehr von China, das durch hohe staatliche Subventionen und stark eingeschränkte Marktzugänge den Freihandel ad absurdum führe. Außerdem müssten Alternativen für den US-Markt gesucht werden. Der Theologe zeigt sich überzeugt: "Dieser Weg ist glaubwürdiger, als sich in einen Handelskrieg zwingen zu lassen, bei dem alle verlieren." (KNA)