Dokumentation zu Frauen mit Priesterwunsch: Rebellinnen vor dem Herrn

In der katholischen Kirche sind Priester die geweihten Leiter der Pfarrei, die auch der Eucharistiefeier vorstehen. Die Anzahl katholischer Priester ist hierzulande seit Jahren rückläufig – dennoch ist dieses Kirchenamt allein Männern vorbehalten. Dagegen begehren einige Frauen auf. Nicht nur in Deutschland fühlen auch sie sich zum Priesteramt berufen und setzen sich dafür ein, dieses ausüben zu dürfen. Mit solchen Rebellinnen befasst sich die Arte-Dokumentation "Frauen im Priesteramt – Verbotene Berufung" am 12. April ab 21.45 Uhr.
Eine von ihnen ist die in Zürich lebende Theologin, Journalistin und Buchautorin Jacqueline Straub. Rund 15 Jahre lang schrieb sie unermüdlich an zwei aufeinanderfolgende Päpste, um für die Gleichstellung der Geschlechter in der Kirche zu plädieren und die Erlaubnis zur Weihe zu erhalten. Der Sekretär des Papstes antwortete ihr mehrmals – dieser Briefwechsel wird im Film in Szene gesetzt.
Geheime Weihe auf der Donau
Nicht länger auf die päpstliche Weihe-Erlaubnis warten wollte Christina Moreira: Sie ließ sich heimlich zur Priesterin weihen, nach dem Vorbild der "Donau-Sieben" – einer Gruppe von sieben Frauen, die 2002 auf einem Donauschiff geheim durch zwei Bischöfe zu Priesterinnen geweiht wurden. Weltweit sind ihnen inzwischen einige Katholikinnen gefolgt.
Moreira wirkt trotz Exkommunikation in ihrer spanischen Gemeinde. Auf der anderen Seite des Atlantiks setzt Myra Brown dem Verbot ihren Glauben entgegen: Die Afroamerikanerin leitet in Rochester im US-Bundesstaat New York eine Gemeinde mit 1.500 Mitgliedern.
Die Dokumentation im Fernsehen
"Frauen im Priesteramt – Verbotene Berufung". Dokumentarfilm von Marie Mandy (Buch und Regie). Arte, Sa 12.04., 21.45 bis 23.05 Uhr. Mit Untertiteln für Hörgeschädigte.
Im Film hinterfragen Frauen theologische Argumente. Für sie ist die Frage der Frauenordination der erste Schritt zu noch tiefgreifenderen Veränderungen in der Kirche: Dazu zählen etwa das Ende des Zölibats, der Kampf gegen Ungleichbehandlung der Geschlechter sowie eine umfassende Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen. Während es in der katholischen Kirche – noch? – nicht möglich ist, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, fordern engagierte Christinnen, ihre Berufung als Priesterin leben zu dürfen.
Filmemacherin Marie Mandy, aufgewachsen in einer katholischen Familie, inzwischen aber aus der Kirche ausgetreten, hat das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. In die Dokumentation habe sie "mehr als fünfzehn Jahre meines Lebens investiert". Denn: "In diesem Film wollte ich etwas Undenkbares zeigen: eine als Priesterin verkleidete Frau, die die Messe liest", sagt die in Marseille lebende Regisseurin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Aus diesem Grund macht sie seit 30 Jahren kreative Dokufilme – "um die kollektive Vorstellungswelt zu verändern, denn was nicht dargestellt wird, existiert nicht."
Frauen-Frage an drei Kardinäle im Vatikan
Die Dokumentation bietet einen kompakten Überblick. Drei ranghohe Würdenträger der römisch-katholischen Kirche trifft die Journalistin Straub für den Film in Rom. Obwohl sie im Vorfeld gebeten wurde, es nicht zu tun, stellte sie den Kardinälen Gerhard Ludwig Müller, Jean-Claude Hollerich und Michael Czerny die brisante Frage: "Könnte es in Zukunft in der katholischen Kirche Priesterinnen geben?"
Die Regisseurin arbeitet offenkundig mit Leidenschaft an Themen, die sie herausfordern - oft im Zusammenhang mit Frauen oder gesellschaftlichen Tabus. Mandy bemerkt auch, dass Veränderung geschieht: Als sie vor 15 Jahren die Idee zu diesem Film hatte, waren ihr zufolge weltweit sieben Frauen - nach kirchlicher Auffassung ungültig - zu Priesterinnen geweiht; heute sind es auf mehreren Kontinenten fast 300.