Standpunkt

Der Papst ohne Soutane sendet ein wichtiges Signal

Veröffentlicht am 14.04.2025 um 00:01 Uhr – Von Claudia Pfrang – Lesedauer: 4 MINUTEN

Bonn ‐ Der Spontan-Auftritt von Papst Franziskus ohne Soutane im Petersdom hat für Diskussionen gesorgt. Aber warum setzt sich das Kirchenoberhaupt über gesundheitliche und Sicherheitsbedenken hinweg? Claudia Pfrang hat eine Vermutung.

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Papst Franziskus "Auftritt" in der Öffentlichkeit ohne weiße Soutane, wie das für einen Papst üblich oder manchen geboten scheint, erregte kurzzeitig Aufsehen. Er wollte, so ist zu lesen, im Petersdom beten. Dass Franziskus in seiner von Krankheit und Gebrechlichkeit geprägten Situation als tiefgläubiger Mensch im Gebet Bestärkung sucht, ist mehr als nachvollziehbar. Das könnte er in der privaten Kapelle aber auch tun.

Und so drängen sich die Fragen auf: Darf ein Papst sich einfach in den Petersdom von einem Pfleger schieben lassen, ohne als Papst in seinem Auftreten kenntlich zu sein? Warum setzt er sich über alle Sicherheitsbedenken hinweg und gefährdet in seinem labilen Zustand seine eigene Gesundheit? Darüber kann man nur spekulieren, was in der Presse geschah.

Papst Franziskus ist ein Mensch, so wurde während seiner Amtszeit deutlich, der persönlich immer wieder Gesicht zeigt und damit in aller Ambivalenz als Mensch mit seinen Fehlern und Schwächen sichtbar wird. Das war nicht immer leicht zu verstehen und für manche schwerlich mit dem Papstamt zusammenzubringen, das dem Amtsträger in Glaubensdingen Unfehlbarkeit zuschreibt, die er als Person so nicht hat. Daran kann der Mensch, der nie unfehlbar sein kann, eigentlich nur scheitern.

Ohne diesen Auftritt von Papst Franziskus hochstilisieren zu wollen, kann er als Hinweis darauf gesehen werden, dass sich Franziskus der Vulnerabilität als Mensch nicht nur im privaten Raum stellt, sondern diese offen zeigt. Das ist als Führungsperson, zumal einer die in der Nachfolge Jesu unterwegs ist, dessen Weg bis zum Kreuz wir in diesen Tagen begehen, kein Zeichen von Schwäche, wie neuerdings auch Leadershipkonzepte betonen. Es ist ein wichtiges Signal in die Gesellschaft, die obwohl verwundbar, eigene Verwundbarkeit oft nicht zulässt. Nicht selten schämen wir uns dessen oder verdrängen. Doch wer sich angesichts eigener Verwundbarkeit vor Verwundungen schützen möchte, produziert häufig Vulneranz, das heißt kann andere verletzen, so die Theologin Hildegund Keul. In diesen Zeiten, in denen wir von Autokraten umringt sind, die ihre Macht unverhohlener denn je mit machtstrotzenden Gesten zeigen, tritt Papst Franziskus an die Öffentlichkeit in all seiner Schwachheit und zeigt Stärke. Er setzt ein Signal: Seht den Menschen! Achtet die Verletzlichkeit!

Von Claudia Pfrang

Die Autorin

Claudia Pfrang ist promovierte Pastoraltheologin und Direktorin der Domberg-Akademie der Erzdiözese München und Freising.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.