Standpunkt

Die Auflösung der Bewegung "Sodalicio" durch den Vatikan lässt hoffen

Veröffentlicht am 17.04.2025 um 00:01 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 3 MINUTEN

Bonn ‐ Am Montag hat der Vatikan die Gemeinschaft "Sodalitium Christianae Vitae" aufgelöst. Endlich, kommentiert Agathe Lukassek. Allerdings moniert sie, dass das missbräuchliche Treiben in der Gemeinschaft schon früher hätte beendet werden können.

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Am Ende ging es schnell: Innerhalb von nur wenigen Tagen wurden in der ersten Aprilhälfte der weibliche und der männliche Zweig der umstrittenen katholischen Gemeinschaft "Sodalitium Christianae Vitae" aufgelöst. Endlich – denn die Liste der Vorwürfe an die Bewegung ist lang: sexueller Missbrauch von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, körperliche Misshandlung einschließlich sadistischer Gewalt, Macht- und geistlicher Missbrauch sowie sektenartige Methoden, Vertuschung und Veruntreuung von kirchlichem Eigentum.

Die Laiengemeinschaft mit rund 20.000 männlichen Mitgliedern, die ehelos leben und Gelübde ablegen, wurde Anfang der 1970er Jahre von Luis Fernando Figari in Peru gegründet. Sie sah sich als Gegenbewegung zur politisch als linkslastig empfundenen Befreiungstheologie und wurde 1997 von Papst Johannes Paul II. offiziell anerkannt.

Skandalöserweise hätte dem missbräuchlichen Treiben schon weitaus früher der Garaus gemacht werden können: Eines der ersten Mitglieder der Frauengemeinschaft, die Theologin Rocío Figueroa, deckte zur Jahrtausendwende die ersten Missbrauchsfälle Figaris auf, wurde aber von der Gemeinschaft lange Zeit zum Schweigen gebracht. Erst 2010 konnte sie einen Bericht vorlegen, der mehrere Opfer und Täter identifizierte.

Seit 2015, als in einem Enthüllungsbuch Vorwürfe gegen Figari laut wurden, untersuchte der Vatikan die Gemeinschaft. Im August 2024 schloss das vatikanische Ordensdikasterium den Gründer durch einen Rechtsakt aus. Einen Monat später wurden zehn weitere Männer ausgeschlossen, darunter ein Bischof und der langjährige Chef des konservativen lateinamerikanischen Nachrichtendienstes ACI Prensa.

Der (Un-)Geist des "Sodalicio" zeigte sich in offiziellen Statements, wenn sie etwa Figaris Ausschluss als "Akt der pastoralen Nächstenliebe, der Gerechtigkeit und der Versöhnung" bezeichneten, als wäre es der Gemeinschaft zu verdanken und nicht den Opfern, dass sich etwas bewegt hat. Ein weiteres Geschmäckle hatte das Kapitel, die beiden bekannten Vatikan-Ermittler Erzbischof Charles Scicluna und Monsignore Jordi Bertomeu Farnos mit Anschuldigungen zu überhäufen.

Nun muss nur noch geklärt werden, was mit den erheblichen Vermögenswerten des "Sodalicio" passiert. Der ganze Vorgang von Rauswurf und Auflösung innerhalb von weniger als einem Jahr lässt hoffen – und wünschen, dass der Vatikan mit etwaigen weiteren problematischen neuen geistlichen Bewegungen ähnlich verfahren wird.

Von Agathe Lukassek

Die Autorin

Agathe Lukassek ist Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Hildegardis-Verein mit Sitz in Bonn.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.