Prozess gegen Laiengruppe: Ex-Mitglied sieht Kritik verleumderisch
Als verleumderisch und falsch hat das ehemalige Mitglied der peruanischen Geistlichen Gemeinschaft "Sodalicio", Martin Scheuch, die Kritik am Vatikan-Prozess bezeichnet. Auch den Vorwurf des Vertrauensbruchs seitens der vatikanischen Ermittler bezeichnete er als "absurd" und als Versuch, die Ermittlungen des Vatikans zu verhindern, heißt es in einem Bericht des Internetportals "Crux" vom Montag. Zugleich forderte er die Kritiker auf, die mit dem Fall betrauten Ermittler und ihre Arbeit zu respektieren. "Jeder versteht, dass die Drohung, vor die Zivilgerichte zu ziehen, wenn der Fall auf kirchenrechtlichem Weg gelöst werden kann, ein klarer Versuch ist, die kirchliche Justiz zu behindern", so Scheuch.
Zuvor hatte das Vorgehen des Vatikans gegen die umstrittene Laiengruppe zu gegenseitigen Beschuldigungen geführt. Zwei Laien hatten einen der beiden Vatikan-Ermittler vor einem weltlichen Gericht wegen angeblichen Vertrauensbruchs verklagt. Dabei ging es um die Frage, ob der spanische Mitarbeiter des Glaubensdikasteriums, Jodi Bertomeu, vertrauliche Informationen über die Ermittlungen an die Medien weitergegeben hatte. Papst Franziskus drohte den beiden Laien schließlich mit der Exkommunikation. Dieser Strafe könnten sie nur entgehen, wenn sie die Klage zurückzögen und weitere Bedingungen erfüllten.
Machtmissbrauch und Fehlverhalten
Die weiteren Vorwürfe eines unfairen Verfahrens wies Scheuch zurück. "Alle Angeklagten konnten sich verteidigen, und diejenigen von uns, die ausgesagt haben, wussten, dass unsere Aussagen ausgewertet und den Angeklagten zu ihrer Verteidigung vorgelegt werden", sagte er. Und weiter: "Aufgrund des Vertrauens, das uns Erzbischof Scicluna und Monsignore Bertomeu entgegengebracht haben, haben wir das akzeptiert."
Nach Abschluss der Befragungen und Untersuchungen schloss das Kirchenoberhaupt Ende September zehn Mitglieder aus der Laiengruppe aus. Darunter befand sich auch ein Bischof. Ihnen wurde Machtmissbrauch und anderes Fehlverhalten vorgeworfen. Bereits im August hatte der Vatikan den Sodalicio-Gründer Luis Fernando Figari nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs aus der Vereinigung ausgeschlossen. Papst Franziskus hatte den bekannten Missbrauchsaufklärer und maltesischen Erzbischof Charles Scicluna und den Mitarbeiter des Glaubensdikasteriums, Jodi Bertomeu, mit der Untersuchung des "Sodalicio" beauftragt.
Sodalitium Christianae Vitae wurde 1971 als konservative Antwort auf die Befreiungstheologie gegründet. Zu Spitzenzeiten hatte die Bewegung 20.000 Mitglieder in Lateinamerika, vor allem in Peru. Bereits 2011 waren Vorwürfe gegen den Gründer laut geworden, er habe andere erniedrigt und sexuelle Verfehlungen begangen. Zuletzt waren auch Vorwürfe gegen weitere Mitglieder in Führungspositionen laut geworden, darunter auch gegen den Erzbischof von Piura, Jose Antonio Eguren. Dieser hat bereits seinen Rücktritt erklärt. (mtr)